Bernhard Peter
Thanaka - Wunderkosmetik für's Gesicht

Beim ersten Gang durch Jangons Straßen springt die auffällige Gesichtszier insbesondere der Damenwelt ins Auge: Thanaka. Meist sind es rechteckige, quadratische oder unregelmäßige Flecken gelblich-weißer Paste auf beiden Wangen. Auch Jungs tragen Thanaka, meist zwei runde Punkte auf den Wangen oder ein dünner Strich unter den Augen oder einfach in Form zweier Striche auf den Wangen, wild und attraktiv zugleich. Kinder und ältere Damen sieht man oft mit komplett eingeriebenem Gesicht. Aber auch extravagante Design-Entwürfe kommen vor, je nach Lust und Laune der Trägerin. In Mandalay und Inwa sah ich Mädchen und kleine Jungs mit einem besonders schönen Thanaka-Schmuck: Auf der Nase ein senkrechter Strich, auf den Wangen jeweils ein gestieltes Blatt mit herausgekratzten Blattnerven.

Auf Märkten oder in Tempeleingängen sieht man die Zutaten für Thanaka zum Verkauf: Berge von ca. 15-30 cm langen Holzstücken und graue Reibsteine zum Anrühren von Thanaka-Pulver mit Wasser.

Jung und Alt in Birma benutzt Thanaka als natürliche Kosmetik, weil es der Haut ein jugendliches, weiches, frisches Aussehen verleiht. Einmal abgesehen vom ästhetischen Reiz schützt es die Haut vor Austrocknung und vorzeitiger Alterung, insbesondere durch Lichteinfluß. Es hat nach dem Auftragen durch die Verdunstung einen kühlenden Effekt, die Paste saugt Schweiß auf, und durch die enthaltenen organischen Pigmente schützt die Paste als UV-Blocker vor Sonnenbrand und Hautalterung. Regelmäßiger Gebrauch soll Pickel und Hauterkrankungen verhindern und eine weiche, reine Haut von natürlicher Zartheit garantieren. Thanaka enthält u. a. eine Reihe von Stoffen, die wie Gerbsäuren wirken und eine übermäßige Verhornung der Haut verhindern. Sie strafft die Haut, verhindert den Entzug von Feuchtigkeit, schützt zugleich vor UV-Stahlung und Freien Radikalen, die maßgeblich an der Hautalterung beteiligt sind. Und das ohne bekannte Nebenwirkungen! Bei so herausragender Wirkung fragt man sich nur: Warum beschränkt man die Anwendung meist nur auf jene erwähnten zwei Flecken, wenn doch das ganze Gesicht davon profitieren könnte?

Aber auch innerlich wird Thanaka traditionell angewandt: Auf dem Land wird die Paste traditionell auch als Medizin gegen Erkältungen und Husten angewandt, ohne jeden Wirkungsbeweis.

Besonders schön ist, daß diese Tradition nicht dem schnelleren Zeitlauf des modernen Birmas zum Opfer gefallen ist, sondern daß auch modern gekleidete Büroangestellte etc. an dieser schönen Tradition mit Stolz festhalten.

Der Thanaka-Baum (Limonia acidissima L., einzige Art der Gattung, aus der Familie der Rutaceae, Synonyme: Feronia limonia Swingle, Feronia elephantum Correa, Schinus limonia L.) ist ein kleiner Baum mit schlankem Stamm und kommt natürlich in Zentralbirma vor. Deutsch heißt er Indischer Holzapfel oder Elefantenapfel-Baum. In Malaysia wird der Baum Gelinggai oder Belinggai genannt, in Thailand Ma-Khwit, in Kambodscha Kramsang sowie in Laos Ma-fit. Es wird auch häufig – wohl aufgrund des Duftes - die Sammel-Bezeichnung Sandelholz gebraucht – echtes Sandelholz wird aber vom Baum namens Santalum album gewonnen und ist nicht mit diesem Holz identisch, echtes Sandelholz ist außerdem viel weicher und geschmeidiger im Griff. Der Thanaka-Baum wird maximal 10 m hoch, er blüht im Mai bzw. Juni; kugelige, apfelsinengroße Früchte mit harter Schale reifen im November bzw. Dezember. Das Fruchtfleisch ist dunkelbraun, cremig, musartig und schmeckt wie konzentrierte Konfitüre. Das Holz des Baumes ist sehr hart, gelblich gefärbt und verströmt einen angenehmen Duft. Im Handel sind Stücke von mindestens 5 cm Durchmesser, der Baum braucht etwa 3-10 Jahre zum Erreichen dieser Dicke. Das beste Thanaka wird allerdings von älteren Bäumen gewonnen, die Ernste von ca. 35 Jahre alten Bäumen gilt als Top-Qualität. Außerdem hat man Abstand genommen von der alten Methode, wegen des langsamen Wachstums die ganzen wildwachsenden Bäume beim Erreichen der Mindestdicke des Stammes zu fällen, sondern man geht jetzt auch etwas nachhaltiger vor, heute wird Thanaka kommerziell angebaut. Die beste Thanaka-Qualität wird aus Ästen gewonnen, die relativ hart sind und nur eine dünne Rindenschicht mit stark süßlichem Geruch aufweisen. Die beliebtesten Arten sind Shwebo-Thanaka aus der Sagaing-Division und Shimataung-Thanaka aus der Magwe-Division. In Mauk Mai, einer kleinen Stadt im südlichen Shan-Staat, wird eine andere beliebte Variante hergestellt.

Eine moderne Anwendung ist die Verwendung einer Mischung von Thanaka mit DEET (Dimethylbenzamid) oder Permethrin als Repellent im Karengebiet im Grenzland zwischen Thailand und Birma (Medical and Veterinary Entomology, Vol. 12, Ausg. 3, S. 295 ff, August 1998), wo multiresistente Malaria vorkommt. Die Wirkung hält 10 Stunden an und schützt natürlich auch gegen Dengue-Fieber.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004 und 2005
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