China

Bernhard Peter
Datong: Stelen bei der Neundrachenwand

Auf dem Gelände der Neundrachenwand sind an der Ostseite des Geländes mehrere alte Stelen aufgestellt. Der typische Aufbau einer solchen Stele ist dreiteilig: Sockel - Inschriftentafel - Abschlußkrone. Der Sockel ist typischerweise in Form einer Schildkröte gehalten. Im alten China stand die Schildkröte für das Universum. Der gewölbte Panzer mit seinen Linien stand für den Himmel, die flache Unterseite für die Erde. Nach einer weiteren Überlieferung soll selbst die Erde auf dem Rücken einer mythischen Seeschildkröte ruhen. Genaugenommen handelt es sich jedoch bei den Schildkröten, die die Stele tragen, um Bixi, einen Sohn eines mythischen Drachens, der insgesamt neun Söhne hatte, von denen aber keiner zum Drachen wurde, sondern alle nahmen eigene Formen an. Yu, der Urkaiser, bändigte einst das kraftvolle Ungeheuer Bixi und ließ es für ihn arbeiten. Nach getaner Arbeit verhinderte er, daß sich Bixi wieder befreite, indem er dem Ungeheuer einen gewaltigen Stein auf den Rücken lud, der selbst für Bixi zu schwer war, und auf dem Stein wurden die guten Taten des gezähmten Wesens beschrieben. Darstellerisch verschmolzen beide Modelle zu der stelentragenden Schildkröte.

Die ebenfalls gestalterisch abgesetzte Krone einer chinesischen Stele zeigt meist drachenähnliche Motive, genaugenommen handelt es sich dabei auch um einen oder mehrere Xi, Söhne des mythologischen Drachen. Diese Form des oberen Abschlusses bildete sich während der Sui- und der Tang-Dynastie heraus, während die früheren Stelen aus der Han-Zeit einen runden oder spitzen Kopf hatten und während der Wei- und Jin-Zeit beide Formen miteinander verschmolzen. Besonders hochwertige Stelen wurden oft in eigenen Pavillons aufgestellt, um die Inschriften vor der Witterung zu schützen.

Stelenkrone.

Stelenfuß in Schildkrötenform: Bixi.

Stelenkrone.

Literatur, Links und Quellen:
Anke Kausch, China, DuMont Kunstreiseführer, 5. Auflage 2008, ISBN 978-3-7701-4313-9
Oliver Fülling, China. Richtig reisen, DuMont Reiseverlag, Ostfildern, Auflage: 2. Auflage 2008, ISBN-10: 3770176235, ISBN-13: 978-3770176236, S. 451
Stelen: http://chinareise.cctsbeijing.com/Warum-haben-die-Sockel-von-manchen-Stelen-in-China-die-Form-einer-Schildkrote.html
Stelen: http://www.lssin.uni-erlangen.de/content/Exkursion%20Qufu/Stele.......Machtlegitimation-neu.pdf
Bixi: http://www.worldheritagesite.org/tag.php?id=917

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