Bernhard Peter
Xi'an - Stadtmauer

Die Altstadt, oder sagen wir besser das ca. 9 Quadratkilometer große Gebiet der einstigen Altstadt, in dem heute einige Relikte historischer Architektur inmitten moderner Hochhausarchitektur gesucht werden müssen, ist komplett von einer ca. 13 km langen Stadtmauer (Xi'an chéngqiáng) umgeben, rechteckig im Zuschnitt (ca. 3,5 km in West-Ost-Ausrichtung, ca. 2,5 km in Nord-Süd-Ausrichtung), mit Haupttoren in der Mitte jeder Seite (das Anyuan-Tor im Norden, das Changle-Tor im Osten, das Yongning-Tor im Süden sowie das Anding-Tor im Westen, wobei die Namen "ewige Harmonie", "ewige Freude", "ewiger Friede" und "friedliche Harmonie" bedeuten) und vielen zusätzlichen modernen Durchlässen, jeweils aus mehreren bogengewölbten Durchfahrten, um den gewaltigen Verkehr in die Innenstadt und aus ihr heraus leiten zu können, so daß die einst bis auf die Haupttore geschlossene Mauer durch die vierzehn weiteren Tore heute löchrig wie Schweizer Käse ist. Nord- und Südtor liegen genau in der Mitte der Längsseite des Altstadtrechtecks, West- und Osttor sind nicht exakt in der Mitte, sondern etwas nach Süden verschoben. Durch diese vier Tore laufen die Verbindungsstraßen, in deren Kreuzungspunkt der Glockenturm steht. Die Außenbereiche mit dem teils wassergefüllten Wallgraben sind größtenteils parkartig angelegt. Die in regelmäßigen Abständen von ca. 120 m vorspringenden Türme sind mit Wachhäuschen besetzt, insgesamt gibt es 98 solcher Walltürme und vier Ecktürme. Die 12 m hohe Mauer von trapefförmigem Querschnitt ist in ihrer ganzen Länge oben begehbar, wobei sie am Fuß ca. 15-18 m breit ist, oben nur noch 12-14 m breit. Am großartigsten sind die jeweils mittleren Tore ausgebaut, mit je einer großen vorgelagerten Zwingerbastion. Hier muß sich sogar die Hauptverkehrader gabeln, um rechts und links der Anlage den modernen Weg durch die Stadtmauer zu finden. Ein solches Haupttor hat prinzipiell drei aufeinander folgende Tore. Das äußerste von diesen wird Zhalou genannt, es stand etwas weg von der eigentlichen Mauer und diente nur als Halterung und Verteidigung für die Zugbrücke. Es kann sich um eine separate Baueinheit handeln, die auf Lücke zum dahinterliegenden Mauerverbund steht. Das mittlere Tor wurde Jianlou genannt, und dieses diente als äußere Verteidigungsbastion auf der Außenmauer des an die Stadtmauer angebauten Zwingers, während das eigentliche repräsentative Tor, Zhenglou genannt, das innerste Gebäude in Flucht der eigentlichen Stadtmauer war. Der Zwinger selbst (Wong Cheng) verband Jianlou und Zhenglou zu einer baulichen Einheit. Am Südtor sieht man sehr gut die Abfolge dieser drei Elemente, während bei den anderen Toren das äußerste der drei dem Straßenbau zum Opfer gefallen ist und heute fehlt. Allein von den gewaltigen Dimensionen dieser Mauer her handelt es sich um die größte in China vorhandene Stadtmauer, und dank dem Wiederaufbau in den 1980er Jahren auch um die vollständigste. Sie stammt in ihrer heutigen Form aus der frühen Mingzeit (ca. 1374-1378), und sie wurde 1568 mit Ziegeln erneuert, wobei der Wassergraben erst anläßlich einer nächsten Wiederherstellung im Jahre 1781 angelegt wurde, in der heutigen Bausubstanz aber aus den 1980er Jahren, denn die eigentlich noch ganz gut erhaltene Mauer war in der Republikzeit in weiten Teilen zerstört worden, und die junge Volksrepublik machte Platz für neue Verkehrsadern. Erst ab 1983 baute man die Mauer wieder auf, und seit 2005 ist sie wieder komplett. Nachts ist der Besuch der angestrahlten Stadtmauer eine Augenweide, mit Galerien roter Lampions und vor dem Südtor tanzenden Paaren.

Literatur, Links und Quellen:
Stadtmauer von Xi'an: http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtmauer_von_Xi%27an
Stadtmauer von Xi'an:
http://en.xian-tourism.com/xiantraveldetail.asp?listID=358
Xi'an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Xi%E2%80%99an
Stadtmauer von Xi'an:
http://www.china-guide.de/china/w.xiAn/stadtmauer.html

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