Bernhard Peter
Das
Reich der Gupta-Herrscher
Daten und Fakten:
Gupta: 275-300 n. Chr.
Ghatotkacha: 300-320 n. Chr.
Chandra Gupta I: 320-335 n. Chr.
Samudra Gupta: 335-370 n. Chr.
Rama Gupta: 370-375 n. Chr.
Chandra Gupta II: 375-415 n. Chr.
Kumara Gupta I: 415-455 n. Chr.
Skanda Gupta: 455-467 n. Chr.
Kumara Gupta II: 467-477 n. Chr.
Budha Gupta: 477-496 n. Chr.
Chandra Gupta III: 496-500 n. Chr.
Vainya Gupta: 500-515 n. Chr.
Narasimha Gupta: 510-530 n. Chr.
Kumara Gupta III: 530-540 n. Chr.
Vishnu Gupta: 540-550 n. Chr.
Vorgeschichte:
Seit dem Untergang des
Kushan-Reiches herrschten auf dem indischen Subkontinent Unruhen.
Zwei große Reiche hatten die zuvor vergangene Zeit geprägt: Das
Reich von Maurya und eben das von Kushan. Sie hatten zeitweise
beide große Flächen Indiens kontrolliert, aber nicht halten
können. Das Maurya-Reich war zwar straff zentral organisiert,
doch fand dieser Zentralismus keine Akzeptanz in den beherrschten
Gebieten und führte zu Aufständen. Das Kushan-Reich dagegen
stützte seine Herrschaft auf lokale Machthaber (Yaghbus), was
zur Folge hatte, daß irgendwann de facto die Macht an diese
Yaghbus übergegangen war und das Kushan-Reich keine Autorität
mehr genoß und eher rein formal noch die Herrschaft innehatte.
In diesem Chaos etablierten die Guptas nun ihre Herrschaft. Was
die beiden anderen Reiche nicht geschafft hatten, gelang den
Guptas: Sie gründeten den ersten gesamtindischen Staat.
Aufstieg
der Gupta-Dynastie zur Großmacht
Um 330 n. Chr. kamen die
Guptas an die Macht. Durch geschickte Aufteilung der
Regierungsgewalt vermieden die Guptas die Fehler der beiden
anderen Reiche vor ihnen. Stammvater der Gupta-Dynastie ist
Chandaragupta I, der zwar nur von niederem Adel war, aber durch
seine Hochzeit mit einer edlen Licchavi-Prinzessin namens
Kumaradevi genügend gesellschaftliches Ansehen gewannt, um
König des Maghada-Reiches zu werden. Durch diese Heirat schuf er
ein mächtiges Reich in der Gangesebene mit den Zentren Magadha,
Koshala und Ayodhya. Sein Sohn, Samadragupta konnte schon 15
Jahre später die Grenzen des Reiches vom Punjab bis nach Assam
ausdehnen. Dessen Sohn wiederum, Chandragupta II., machte aus der
Gupta-Dynastie eine militärische Großmacht: Er verbündete sich
mit der Vakataka-Dynastie Südindiens und festigte diese
politische Allianz durch die Heirat seiner Angehörifen
Prabhavati in dieses südindische Herrscherhaus. Damit war der
Rücken im Süden frei, um sich militärischen Interessen im
Norden zuzuwenden. Eines der Hauptziele war die Unterwerfung der
Shaka-Könige in Gujarat. Er brachte ganz Nordindien mit Ausnahme
des Nordwestens wieder unter eine einzige Herrschaft.
Höhepunkt
des Gupta-Reiches
In der Zeit von 380-414
erreichte das Gupta-Reich unter der Herrschaft von Chandragupta
II seinen politischen, militärischen und kulturellen Höhepunkt.
Das politische Geschick der Gupta-Herrscher und ausgedehnte
wirtschaftliche Handelsbeziehungen zu China und bis in den
Mittelmeerraum führten zu Wohlstand im Reich. Die
Herrschaftszeit der Gupta gilt als die Blütezeit der klassischen
Sanskritliteratur. Die Periode unter der Gupta-Dynastie wurde
später als goldenes Zeitalter betrachtet. Sie brachte einen
erheblichen Aufschwung der Literatur, der Wissenschaften und der
Kunst. Wissenschaftler, Philosophen, Hindupriester, Dichter und
buddhistische Klöster erhielten den kaiserlichen Schutz und
blühten auf. Eine längere Phase des Friedens und Wohlstandes
war angebrochen. Das Gupta-Reich war tolerant, Buddhismus,
Hinduismus und Jainismus waren gleichberechtigte Religionen. Die
Guptakönige stifteten buddhistische Klöster. An jedem Hofe fand
man buddhistische Ratgeber. Im religiösen Bereich kam es dennoch
zu einer Rückbesinnung auf die hinduistischen Wurzeln Indiens,
die alten hinduistischen Schriften wurden wieder wichtiger und
verdrängten buddhistisches Gedankengut, das bis dahin bestimmend
war. Der brahmanische Hinduismus entstand nach Auslegung der
Brahamanen in dieser Zeit in seiner heute erkennbaren Form. In
dieser Zeit wurde auch das bis heute noch gültige System der
brahmanischen Herrschaftsideologie (vulgo
Kastensystem) eingeführt.
Untergang
des Gupta-Reiches
Schwache Herrscher führten im
5. Jh. dazu, daß die Macht wieder verstärkt von lokalen
Fürsten übernommen wurde. Ausgedehnte Korruption schwächte das
Reich finanziell, die Steuereinnahmen versickerten auf dem Weg an
die Zentralregierung. Mehrere Einfälle nomadischer Stämme aus
dem Norden schwächten das Gupta-Reich weiter: Erst um 454 die
Roten Hunnen, die noch zurückgeschlagen werden
konnten, dann im frühen 6. Jh. die Weißen Hunnen,
worauf Kashmir und Punjab, die wichtigsten Grenzgebiete des
Nordwestens, verlorengingen. Danach zerfiel das Gupta-Reich
wieder in lokale Fürstentümer.
Andere Essays über Indien lesen
Andere Länderessays lesen
Home
©
Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
Impressum