Bernhard Peter
Bali 2002: Rund ums Geld

Bei der Beschaffung von indonesischem Bargeld sind mir in Bali ein paar Eigentümlichkeiten aufgefallen:

Daraus folgt, daß man am meisten aus seinem Geld macht, wenn man sich an folgende Richtlinien hält: Bargeld eintauschen nur in größeren Touristenzentren wie Denpasar oder Ubud, dafür nagelneue, blitzsaubere, ungeknickte 100-Dollar-Scheine bereithalten. Und wer falsch geplant hat und das ganze Portemonnaie voller kleiner Dollar-Noten hat: Beim Buchen von Ausflügen o.ä. fragen, ob man auch in Dollar bezahlen darf, und dann ganz selbstverständlich damit bezahlen. Ansonsten größere Summen am besten mit EC-Karte abheben! Geldautomaten sind in allen größeren Touristenzentren verfügbar und vom Kurs her relativ gut. Kreditkartenzahlung kann teuer werden, nicht nur wegen des prozentualen Aufschlages der Gesellschaft, sondern weil der Begünstigte bei Kartenzahlung selbst noch Gebühren oder prozentuale Aufschläge veranschlagt. Traveller Cheques werden von allen Wechselstuben gern genommen, sind vom Kurs her aber deutlich uninteressanter als 100-Dollar-Scheine; sie sind eigentlich "out".

In Indonesien ist eine wahre Vielfalt von Geldscheinen in Umlauf, mehrere Motive, alte und neue, druckfrische und zerfledderte Lumpen mit Löchern. Besonders letztere werden einem gerne als Wechselgeld angedreht - man sollte sie energisch zurückweisen und saubere Scheine verlangen, weil es einem sonst passieren kann, daß niemand mehr das Papier haben will, das einer Zeitung, die eine Woche in der Gosse gelegen hat, mehr ähnelt als einem Geldschein. Münzen sind für den Touristen kaum noch im Umlauf - kein Wunder, wenn man bedenkt, daß der kleinste Geldschein 100 Rupien wert ist, also 2.5 Pfennig! Die Beträge, denen man als Tourist begegnet, sind einfach nicht fein genug abgestuft, um Wechselgeld in Münzen notwendig zu machen. Und selbst wenn man sich beim Handeln noch so sehr "um einen Groschen prügelt", das läßt sich alles noch mit Scheinen abdecken. Auf dem Markt begegnen einem noch Münzen, oder im Supermarkt: Dort hält man aber nur größere Stücke wie 1000 oder 500 Rupien bereit, in den Fächern der Kassen für kleinere Münzen liegen Bonbons, Smarties oder Kaugummis. Irgendwie indignierend, wenn man statt 200 Rupien 2 Bonbons Rückgeld erhält, aber andererseits hatte die Kassiererin auch nichts dagegen, als ich beim nächsten Besuch eben jene Bonbons als Zahlungsmittel für die "Nachkommastellen" wieder einsetzte. Da ich als Trophäen aber unbedingt für mich und eine Freundin je einen kompletten Satz Münzen mitbringen wollte, half netterweise meine Vermieterin in Ubud aus und brachte ihren Vorrat, aus dem ich mir zwei komplette Sätze aussuchen durfte. Im Gegenzug war sie ganz stolz über nagelneue Euro- und Eurocent-Münzen, ließ sich das System der länderspezifischen Rückseiten erklären, und das Eineurostück wird sie sich bestimmt als Anhänger oder sonstwie als Schmuck herrichten lassen.

Trinkgeld ist aus Asien nicht wegzudenken, und angesichts der überwältigenden Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals in den Unterkünften, der Fahrer von Mietwagen etc. auch hundertfach gerechtfertigt. Selbst bei knappster Kalkulation der Reisekosten sollte hier genügend Reserve kalkuliert werden, denn es gehört zum guten Einvernehmen mit den Dienstleistern, es wird erwartet und ist auch immer gerechtfertigt. Bei Dienstleistern, mit denen man länger unterwegs ist, wird das Thema auch ganz offen zur Sprache gebracht: Nana, der mich die ersten Tage begleitete, fragte mich im Zuge eines längeren Gespräches über Sitten und Gebräuche am vorletzten Tag, ob ich wüßte, wie in Bali Trinkgeld gegeben wird, und er setzte mir detailliert allgemeine (d. h. seine) Erwartungen auseinander. Und genauso setzte sich mein Fahrer auf der Ostjava-Tour am Vorabend der Rückfahrt zu mir an den Restauranttisch und erklärte mir ganz diskret, wir kämen ja morgen durch Situbondo und er würde gerne für seine Frau und Kinder Sachen zum Anziehen und andere Mitbringsel besorgen, für mich wäre das doch sicher kein Problem etc. Richtig niedlich, wie ihn die Sorge umtrieb, ich alter Geizkragen könnte das Wichtigste an der ganzen Tour vergessen. Selbstverständlich gab ich ihm am nächsten Tag diskret einen genau limitierten "Beitrag für Besorgungen in Situbondo" in die Hand, und wie eigentlich nicht anders erwartet fand kein Großeinkauf statt, sondern wir hielten in Situbondo nur kurz in einem Warung für's Mittagessen. Aber irgendein plausibler Grund mußte ja gefunden werden, warum man das Thema schon so früh zur Sprache bringt. Trinkgeld spielt in Indonesien eine größere Rolle als bei uns, es ist fester Bestandteil der Beziehung zu einem Dienstleister. Dafür ist auf die Leute auch immer Verlaß - Verabredungen z. B. mit Taxifahrern werden pünktlicher als in Deutschland eingehalten, und ein guter Fahrer ebnet alle Wege und öffnet alle Türen.

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