Dieter Seifert
Wayang-Kulit-Figuren aus Indonesien


Figuren-Datenbank: Arjuna (Raden)

Mythologie:
Raden Arjuna ist der zentrale Charakter im javanischen Mahabarata, und er steht im Mittelpunkt zahlreicher weiterer, nur seiner Person gewidmeten Geschichten. Arjuna ist der Sohn von Prabu Pandu (Pandudewanata) und von Dewi Kunti. Als sein spiritueller Vater gilt Betara Endra (Indra). Arjuna ist einer der fünf Pandawas, seine Brüder sind Bima, Yudistira, seine Halbbrüder von einer anderen Mutter sind Nakula und Sadewa. Arjuna ist unter sehr vielen Namen bekannt, darunter Arjunadi, Harya Parta (= edler Kriegsheld), Lalumita, Cakra Negara, Kuntisuta, Dananjaya, Endratenaya, Janaka (= viele Frauen), Kariti Prabu, Karitri Prabu, Kumbang Ali-ali, Kuntadi, Madusekti, Bambang Manonbawa, Bambang Margana, Sidajati, Mintaraga (in Meditation, siehe dort!), Arjuna Wibada, Pandusiwi, Indratanaya (= Sohn von Betara Indra), Begawan Banjarasa, Cekel Endralaya, Ciptaning Mintaraga (= heiliger Priester), Begawan Enasabda, Jahnawi (= beweglich, schnell, mächtig), Jahnawisuta, Kaliti, Kandi Wratnala, Begawan Majenggana, Kiriti, Kumbaljali, Permadi oder Pemadi (= der Gutaussehende), Kumbawali, Mayanggana, Palguna, Pandutanaya, Panduputra (= Sohn des Pandu), Parta (= Kriegsheld), Wrihanala, Danasmara (= der geschickte Verführer), Margana (= der Hilfsbereite) und Sumong. 
Außerdem gilt er als Wiedergeburt von Betara Wisnu.
Arjunas Juniorname lautet Raden Permadi. Schon in seiner Jugend konnte er fliegen und nach Belieben spurlos verschwinden, und das sogar tagsüber in vollem Licht. Als Permadi wird er bisweilen mit einem doppelten rechten Zeigefinger dargestellt, Ergebnis eines Fingerklaus, den sein Lehrer Durna durchgeführt hatte und dessen Opfer Palgunadi ist, der an der Verletzung stirbtm, schließlich wurde bei ihm der Finger abgehackt.
Arjuna wurde von den Göttern ausgestattet mit einer Vielzahl übernatürlicher Fähigkeiten und tödlichen Waffen, er gilt als der Inbegriff des „vollständigen" Mannes und er ist Symbol des Ewig-Siegreichen. Sein magisches Schwert heißt Kuntawijaya; seine magischen Krise werden als Kyai Kalanadah Keris, Kyai Sarotama Keris, Kyai Baruna Keris und Kyai Pulanggeni Keris bezeichnet. Außerdem verfügt er über magische Pfeile, Pasupati oder Sarotama (Ardadedali) genannt, die er von Kuwera erhalten hatte. Er besaß ferner den Sangkali-Pfeil (von Resi Durna erhalten), den Candranila-Pfeil und den Sirsha-Pfeil sowie den Cundamanik-Pfeil (von Betara Narada erhalten). All das macht ihn unbesiegbar. Außerdem verfügt Arjuna über eine magische Salbe, Ampal bzw. Jayangkaton, die er von Bagawan Wilawuk bekommen hatte.
Arjuna entspricht dem javanischen Ideal: Friedlich, zurückhaltend, vornehm, hilfsbereit (z.B. als Ehestifter), gelehrt, intelligent, ruhig, akribisch, höflich, mutig und beschützerisch gegenüber den Schwachen, ehrfürchtig gegenüber den Göttern und loyal. Arjuna ist dem Spirituellen zugewandt, hält nichts von irdischen Gütern. Er war Schüler von Resi Durna und von Resi Padmanaba.
Auf der anderen Seite gilt er als geschickt im Kampf und als unvergleichlicher Krieger auf dem Schlachtfeld mit einer unbedingten Loyalität gegenüber seiner Familie, was z.B. auch dazu führt, dass er im Kampf seinen Halbbruder Karna tötet.
Betara Indra versucht einmal, Arjuna zu prüfen, doch der widersteht in seiner Meditation auf dem Berg Endrakila als Pandita den Verführungskünsten der sieben Himmelsnymphen (Gagarmayang, Lenglengmult, Supraba, Surendra, Wilutama, Warsiki und Tunjungbiru). Indra kann dann aber selbst Arjuna bewegen, seine Meditation zu beenden, um den als unverwundbar geltenden Niwatakawaca zu töten. Arjuna versteckt sich im Ohr oder im Ohrschmuck von Supraba, die vorgibt, sich dem Dämonen hinzugeben, um ihm das Geheimnis seiner Verwundbarkeit zu entlocken. Arjuna erscheint dann in voller Größe, stellt sich im Kampf dann plötzlich tot und schießt dem lachenden Riesen mit einem Pfeil in den Rachen, die einzige verwundbare Stelle. Daraufhin schenkt Indra Arjuna alle sieben Himmelsnymphen, von denen er Supraba zur Gemahlin nimmt.
Arjuna, schönster vorstellbarer Mann, ist der Liebling aller Frauen (es wird von 1001 Ehefrauen gesprochen) und hat unzählige Nachkommen, wobei aus einer Linie über den Sohn Abimanyu aus Arjunas Ehe mit Dewi Sumbadra ein Nachfahre (Prabu Parakesit) auftritt, der als Stammvater der heute noch repräsentierenden Sultane und Herrschaftshäuser gilt. Seine anderen Frauen sind Dewi Srikandi (Sohn: Raden Nirbita), Dewi Srimendang (Sohn: Bambang Srigati), Dewi Ulupi (Sohn: Irawan), Dewi Dresanala (Sohn: Raden Wisanggeni), Dewi Sulastri (Sohn: Bambang Prabakusuma), Rarasati, Dewi Suryawati, Dewi Bandawati, Dewi Supraba oder Suprabawati (Sohn: Prabakusuma), Dewi Purnamasidi (Sohn: Bambang Manon-Manonton). Dewi Manuhara (Töchter: Endang/Dewi Pregiwati und Endang/Dewi Pregiwa), Dewi Gandawati aus Cempalareja (Nachkommen: Wijanarka, Gandakusuma und Dewi Gandasasi), Dewi Jatnya (Nachkommen: Prijibada und Dewi Darmastuti), Dewi Maeswara (Nachkommen: Caragangga), Dewi Manikarja (Nachkommen: Wihigangga), Dewi Partawati, Puspawati, Suyakti, Dewi Larasati (Nachkommen: Raden Sumitra und Bratalaras), Dewi Jimambang (Nachkommen:  Kumaladewa und Kumalasakti, Dewi Wilutama (Nachkommen: Bambang Wilugangga), Dewi Antakawulan (Nachkommen: Bambang Antakadewa, Dewi Retno Kasimpar, Dewi Juwitaningrat (Sohn: Bambang Sumbada), Dewi Dyah Sarimaya zu. v. a. m.
Nach dem Baratayuda-Krieg wurde Arjuna König des Königreichs Banakeling, dem ehemaligen Königreich Jayadrata. Er starb zusammen mit seinen vier anderen Brüdern.
Arjuna darf übrigens nicht mit Arjuna Sasrabahu = Arjuna Wijaya verwechselt werden, dieser ist zwar auch eine Wiedergeburt von Betara Wisnu, aber der leibliche Sohn von Prabu Kartawirya und Dewi Suryawati.

Literatur, Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo: Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen, Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13: 978-3950321470, S. 49-50, 203
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava, Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 177-178
Arjuna auf Doc.wayang.io:
https://doc.wayang.io/chapter-one/wayang-arjuna 
Arjuna im British Museum, London:
https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1969-07-72https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-656 - https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-653https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-669
Arjuna in der Digital Wayang Encyclopedia:
https://villaorlado.github.io/wayangnetworks/html/characterPages/Arjuna.html 
Arjuna Sasrabahu oder eher Arjunapati = im British Museum, London:
https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-648
Arjuna Tamansari im British Museum, London:
https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-654
Arjuna in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden:
https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/3908451 - https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/1644860
Arjuna:
https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2014/01/arjuna.html
Eintrag in der Wikipedia:
https://id.wikipedia.org/wiki/Arjuna - https://en.wikipedia.org/wiki/Arjuna - https://de.wikipedia.org/wiki/Arjuna_(Mythologie)
Arjuna = Janaka (wanda: Janggleng) im Museum of International Folk Art: https://collection.internationalfolkart.org/objects/24801/arjuna-also-known-as-janaka-wanda-janggleng
Arjuna = Janaka (wanda: Kinathi) im Museum of International Folk Art:
https://collection.internationalfolkart.org/objects/24799/arjuna-also-known-as-janaka-wanda-kinathi
Arjuna = Janaka (wanda: Muntab) im Museum of International Folk Art:
https://collection.internationalfolkart.org/objects/24800/arjuna-also-known-as-janaka-wanda-muntab


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