Dieter Seifert
Wayang-Kulit-Figuren aus Indonesien


Figuren-Datenbank: Pragota (Harya, Patih)

Mythologie:
Über die Abstammung von Patih Pragota gibt es mehrere Versionen. Die eine besagt, er sei der Sohn von Patih Swaragupita und der Bruder von Emban Prabawa. Die andere Version besagt, er sei der Sohn von Harya Ugrasena und Nyai Ken Sagupi, einer Kurtisane des Palastes von Mandura. Sein Vater nahm nach seiner Thronbesteigung in Lesanpura den Titel Prabu Setyajida an. Seine Mutter hingegen heiratete Kyai Antagopa, einen Hirten aus dem Königreich Widarakanda (Widarakandang), und seitdem galt Harya Pragota als Sohn von Antagopa und Ken Sagupi, obwohl ersterer nur sein Ziehvater war. Seine Geschwister und Halbgeschwister waren 1.) Harya bzw. Patih Adimenggala, der im Königreich Awangga eine Stellung als Premierminister von Adipati Karna innehaben sollte, 2.) Harya Udawa, Sohn von Nyai Ken Sagupi und Prabu Basudewa, 3.) Dewi Rarasati (Larasati), Tochter von Nyai Ken Sagupi und Harya Prabu Rukma, 4.) Dewi Setyaboma, Tochter von Prabu Ugrasena Dewi Wresni, und die spätere Ehefrau von Prabu Kresna, und 5.) Raden Setyaki, gleichfalls Sohn von Prabu Ugrasena Dewi Wresni.
Harya Pragota ist groß und kräftig gebaut und dennoch eine elegante Erscheinung, alles zusammen eine dominierende Persönlichkeit. Er hat eine laute Stimme und macht gerne Scherze, und wo er ist, sind Witz und Gelächter nicht weit. Er tanzt auch gerne. Sein Charakter wird als ehrlich und aufrichtig beschrieben. Trotz seines manchmal extrovertierten und rauhen Auftretens ist er aber im Grunde eher zurückhaltend, nachdenklich und weise. Patih Pragota ist Premierminister für Prabu Basudewa in Madura und sein treuer Begleiter. Er ist zuständig für die äußeren Angelegenheiten, und er ist äußerst loyal zu seinem Vorgesetzten.
Patih Pragotas Geschichte endet mit seinem Tod in einem Streitkolbenkampf zwischen seinen eigenen Familienmitgliedern, den Yadawa, Wresni und Andaka, nach dem Ende des Baratayuda-Krieges.
Er wird als Wayang-Figur mit einem riesenähnlichen groben Gesicht dargestellt, doch der Mund ist nur leicht geöffnet, und es fehlen die Eckzähne. Er trägt einen kleinen Kinnbart. Auch die Handhaltung mit gestreckten Fingern ist elegant, nicht riesenartig. Er trägt typischerweise ein Tuch als Kalung ulur-ulur um den Hals geschlungen. 

Literatur, Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo: Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen, Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13: 978-3950321470, S. 208
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava, Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 113
Pragota (Patih) im British Museum, London:
https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-530
Pragota (Patih) in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden:
https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/3909941
Pragota auf Doc.wayang.io:
https://doc.wayang.io/chapter-one/wayang-pragota 
Pragota in der Digital Wayang Encyclopedia:
https://villaorlado.github.io/wayangnetworks/html/characterPages/Pragota.html 
Pragota, Patih Pragota, Museum Folkwang Sammlung Online:
https://sammlung-online.museum-folkwang.de:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=12705&viewType=detailView
Pragota:
https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2014/05/pragota.html
Eintrag in der Wikipedia:
https://id.wikipedia.org/wiki/Pragota
Museum of International Folk Art:
https://collection.internationalfolkart.org/objects/24738/pragota-wanda-pocol


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