Dieter
Seifert
Wayang-Kulit-Figuren
aus Indonesien
Figuren-Datenbank: Rama Bargawa = Rama Parasu (Raden, Resi)
Mythologie:
Rama Parasu oder Rama Bargawa gilt in Java als jüngster Sohn des
Königs Maharesi Yamadagni, dem König von Kanyakawaya, der
später als Brahmane in der Einsiedelei Dewasana lebte. Die
Mutter ist Dewi Renuka, die Tochter von Prabu Prasnajid. Rama
Bargawa lebte sehr asketisch und wurde mit seinen vier Brüdern
von seinem Vater zu einem gebildeten und wahrhaftigen Menschen
erzogen, sie lebten einsam im Wald und hatten kaum Kontakt zur
Außenwelt. Rama Bargawa interessierte sich sehr für
komtemplative Übungen und übersinnliche Praktiken und lebte wie
ein Brahmane. Er war mit übernatürlichen Kräften ausgestattet,
die er aber nur zum Wohle der Menschen einsetzte. Als seine
Mutter Dewi Renuka eines Tages zum See ging, um Wäsche zu
waschen und zu baden, traf sie auf Citrarata, konnte der
Versuchung nicht widerstehen und verlebte drei Tage in sexueller
Hingebung.
Wieder zu Hause, trifft sie auf ihren mit Wut erfüllten Mann,
der seinen fünf Söhnen befiehlt, ihre Mutter zu töten. Vier
Söhne verweigern sich, sie werden vom Vater in Tiere verwandelt.
Rama Bargawa tötet seine Mutter mit einem Pfeil und erhält von
seinem Vater fünf Wünsche frei. Er wünscht sich, dass seine
Mutter und seine Brüder wieder zum Leben erweckt werden; so
schließt sich eine lange friedliche Zeit des Familienlebens an,
bis Vater Yamadagni und seine Mutter von König Hehaya getötet
werden.
In der Folgezeit rächt der unverheiratet gebliebene Rama Bargawa
sich an allen Soldaten und Ksatrias, derer er habhaft werden
kann. Er begab sich auf eine Reise, auf der er jeden Angehörigen
der Kriegerkaste, dem er begegnete, zum Kampf forderte. Da er
selbst über einen sehr kräftigen Körperbau, über
übernatürliche Kräfte und über ein besonders groß
dimensioniertes Set aus Pfeilen und Bogen (Bargawasta = der Pfeil
des Bargawa) verfügte, blieb er stets siegreich. So dezimierte
er die Krieger der Hehaya-Dynastie erheblich.
Natürlich war ihm stets die Sünde dieser Handlungsweise
bewußt, und er wollte eigentlich Befreiung durch seinen eigenen
Tod erlangen. Nur ein Kämpfer, der Wisnu verkörperte, konnt ihn
töten. Also suchte er einen solchen. Zunächst traf er auf Prabu
Arjuna-Sasrabahu, den König von Maespati, nach javanischer
Auffassung bekanntermaßen eine Inkarnation von Wisnu, und
kämpfte gegen ihn. Wieder siegte Rama Bargawa. Als nächstes
traf er auf auf Rama-Wijaya (Prabu Rama), den Sohn von König
Dasaratha und der Göttin Kusalya aus dem Land Ayodya, und
diesmal verlor er endlich. In einer Version ließ er sich von
Rama als Inkarnation Wisnus töten, um sich so von seiner Sünde
zu befreien. Damit erfüllte sich eine einstige Weissagung des
von ihm zuvor getöteten Arjuna-Sasrabahu, er werde eine von ihm
gesuchte Wiedergeburt von Wisnu treffen, nämlich Rama, Prinz von
Ayodya. Nach einer anderen Version bat Rama Bargawa um Vergebung,
und Rama-Wijaya begnadigte ihn unter der Voraussetzung, daß er
zur Askese zurückkehren würde. Rama Bargawa kehrte daraufhin
zur Devasana-Askese zurück und lebte erneut als Brahmane mit dem
Titel Rishi Rama-Parasu bis zu seinem Tod.
Literatur,
Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo:
Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen,
Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13:
978-3950321470, S. 217
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava,
Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren
selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN
10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 151
Parasu Rama in der Wikipedia: https://id.wikipedia.org/wiki/Parasurama
Rama Parasu: https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2014/05/rama-parasu.html
Ramabargawa im Museum of
International Folk Art: https://collection.internationalfolkart.org/objects/24775/ramabargawa
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