Bernhard Peter
15 weitere Tourvorschläge in Kyoto und Umgebung


Glücklicher Mensch, der nach den 15 Touren im ersten Kapitel noch 15 weitere Tage verplanen kann und hier Anregungen sucht und findet! Auch in dieser Zusammenstellung wird der Kompromiß aus höchstrangigem Kulturgut, Erlebniswert und Entdeckungswert gesucht. Leider sind Wertigkeit des Kulturguts und Besucherandrang meistens leider proportional, außer wenn man ein bißchen mehr Aufwand in die Anreise steckt, nach unterbewerteten Juwelen sucht und ungewohnte Wege geht. Und immer im Auge behält, daß all diese kulturell wichtigen Sehenswürdigkeiten stets Kulisse sind für unplanbare nette Begegnungen mit den Menschen, und das um so mehr, je weniger touristisch der Ort ist. Das Netz des ÖPNV ist so unglaublich gut und verläßlich, daß man vor Ort viel mehr schaffen kann, als man vorher für möglich hält. Für die vorgeschlagenen Touren sollte man auch bei dieser Zusammenstellung gut zu Fuß sein.

Tagesprogramm 1: Ohara:
Ohara ist ein Dorf im Norden von Kyoto. Die Anreise ist etwas aufwendig und erfordert, egal woher man kommt, mehrfachen Wechsel des Verkehrsmittels. Dafür bekommt man eine etwas abgelegene Gruppe von Tempeln im Wald zu sehen, die nur ein Bruchteil der Kyoto-Reisenden auf dem Schirm hat. Das Klima ist hier etwas kühler und feuchter, die Landschaft ist geprägt von Bergen, Wald und Moos. Anreise: U-Bahn -> Endstation Kokusaikaikan Station. Westlich des U-Bahnhofes liegt der Busbahnhof, Bussteig 3, Bus Nr. 19 nach Ohara. Alternativ kann man auch ab Kyoto Hauptbahnhof den Bus Nr. 17 nehmen. Tempel Sanzen-in (***), Tempel Jakko-in (**), Tempel Hosen-in (**), Tempel Shorin-in (**), Tempel Jikko-in (**), Tempel Raigo-in (*), Wasserfall Otonashi no Taki (*). Zurück wie gekommen, Bus 17 oder 19.

Tagesprogramm 2: Otsu und Berg Hiei:
Ab Hbf JR Kyoto mit JR Kosei Line bis Hieizansakamoto fahren, ca. 20 min. Besichtigung des Hiyoshi-Taisha, drei Teile, westliches und östliches Heiligtum mit Begleitbauten jeweils, dazu noch evtl. bei guter Kondition die Bergschreine. Mit der Bergbahn Sakamoto Cable hoch zum Enryaku-ji. Diese Tempelanlage ist einer der ganz großen Höhepunkte. In fußläufiger Entfernung liegen die Bereiche To-do (****) und Sai-to (***). Weitere Einzelbauten sind über ausgedehnte Fußwege zu erreichen. Mit dem Bus fährt man zum weiter weg liegenden Bereich Yokawa (***). Mit dem Bus geht es zurück zur Haltestelle Mudoji (ein weiterer Fußweg führt zu eben diesem Tempel (*), von dort wieder mit der Bergbahn nach Sakamoto. Wenn noch Zeit übrig ist, kann man in Sakamoto den Kyu-Chikurin-in mit Garten oder den Shigain Monzeki mit Garten besuchen. Rückfahrt mit JR ab Hieizansakamoto. Oder ab Sakamoto mit der Privatbahn bis Zeze, dort den Bahnhof wechseln und in JR nach Kyoto umsteigen.

Tagesprogramm 3: Tempel und Schreine in Nordost-Kyoto:
Hier startet man am Bahnhof Shichijo mit einem Keihan Ltd. Express nach Norden bis zur Endstation Demachiyanagi. Dort wechselt man den Bahnhof und steigt in die Eizan Main Line bis zum Bahnhof Shugakuin um. Zu Fuß geht es zum Sekizan Zen-in (**) mit seiner faszinierenden Mischung aus Shintoismus und Buddhismus, dann zum Saginomori jinja (*), nachfolgend zum Manshu-in (*****), den besten Tempel in Rakuhoku. Der nächste Halt ist der Tempel Enko-ji (****). Wer viele Teehäuser sehen will, besucht anschließend den Nobotokean (hat nicht jeden Tag offen!). Danach folgen der Tempel Shisendo (***), der Schrein Hachidai jinja (*), weiter hoch die Straße in Richtung Südosten zum auf einer Holzterrasse gebauten Tempel Tanuki-dani-fudo-in (**), letzte Ruhestätte kaputter Tanuki-Keramik, und zuletzt zum Tempel Konpuku-ji (*) mit seinem Dichter-Hüttchen und der tollen Aussicht. Weiter geht es zum Bahnhof Ichijoji, wo man die Eizan Main Line bis Demachiyanagi nimmt. Dort steigt man wieder in die Keihan Line von Demachiyanagi bis Shichijo um.

Alternative: Kaiserliche Villa Shugakuin mit Gärten (Voranmeldung!), und das Sakralprogramm auf die nächstliegenden Bauwerke zusammenstreichen: Sekizan Zen-in, dann zum Saginomori jinja, nachfolgend zum Manshu-in.

Tagesprogramm 4: Matsumoto - eine Perle unter den Burgen:
Unter der Prämisse, Kyoto zum Dreh- und Angelpunkt einer Japan-Reise zu machen, stellt sich die Frage, was an absoluten Höhepunkten in anderen Städten im Radius einer Tagestour ist. Die Burg Matsumoto-jo (*****) ist beides - ein Höhepunkt der Burgenarchitektur, einer der wenigen original erhaltenen Tenshu, dazu in wunderschöner malerischer Lage, und es ist als Tagestour von Kyoto aus machbar. Die Anreise mit JR dauert ca. 4 h, erst mit dem Shinkansen nach Nagoya, dann mit dem Ltd. Express Shinano nach Matsumoto. Für Burgenliebhaber ein Muß, ansonsten baut man das wegen der vielen Zeit im Zug besser in eine Nord-Süd-Route ein. Zwei Schreine, einer im Norden der Burg, der andere auf dem Weg zum Bahnhof, kann man "mitnehmen".

Tagesprogramm 5: die Berge Kurama und Kibune:
Hier startet man am Bahnhof Shichijo mit einem Keihan Ltd. Express nach Norden bis zur Endstation Demachiyanagi. Dort wechselt man den Bahnhof und steigt in die Eizan Main Line bis zum Bahnhof Kurama um. Zu Fuß geht es zum Kuramadera, der auf einer Terrasse über dem Ort liegt. Der Wanderweg hoch führt an unzähligen Schreinen und Monumenten der japanischen Kultur und Geschichte vorbei, an einem uralten Zedernwald, an dem aus dem 10. Jh. stammenden Yuki Schrein. Fast ist es zu schade, die Seilbahn zu nehmen. Vom Kuramadera aus führt ein Wanderweg über den Hügel zum Schrein Kifune jinja am Berg Kibune. Dieser Wanderweg ist ein Erlebnis, weil er untouristisch ist und man erlebt, wie unmittelbar neben der Großstadt ursprüngliche Bergwälder liegen. Ca. 1 km weiter aufwärts liegt bei den letzten Häusern das eigentliche Heiligtum des Schreins, Kifune Okunomiya. Alte Häuser säumen die Straße in dem engen, malerischen Tal. Danach läuft man die Straße hinunter ins Tal, wo man wieder auf die Eizan Main Line trifft, mit der man bis Demachiyanagi fährt. Dort steigt man wieder in die Keihan Line von Demachiyanagi bis Shichijo um.

Tagesprogramm 6: Shokoku-ji und die Nichiren-Tempelgruppe:
Anreise mit Kyoto City Subway bis zur Imadegawa Station. Nördlich des Kaiserpalastes erstreckt sich das weitläufige Areal des Shokoku-ji (***) mit vielen Subtempeln. Nur wenige davon sind zugänglich, dafür ist das Tempelmuseum empfehlenswert. Vom Nordausgang geht es zum Goryo-Schrein (**, geschichtlich interessant). Am Jiun-in vorbei geht es über die Hauptstraße nach Westen zu den Nichiren-Tempeln und weiteren Tempeln: Myoken-ji (***, besichtigen), Myokaku-ji (*, bedeutendes Tor), Kosho-ji am Eck, Myoren-ji (**, besichtigen), Hokyo-ji (*), Hoon-ji (*), Honpo-ji (***, besichtigen), Teehäuser der Urasenke. Die genannten Tempel sind zwar nicht besonders alt in ihre Bausubstanz, dafür sind sie untouristisch und haben eine schöne Atmosphäre.

Diese Tour kann man kombinieren entweder mit einem vorangehenden Besuch des Kaiserpalastes (****, keine Voranmeldung mehr nötig, tolle Anlage, aber junge Bausubstanz), oder alternativ mit einem nachfolgenden Besuch des Kamigamo-Schreines (*****, ganz großer Höhepunkt). Dazu nimmt man auf der Horikawa Dori die Buslinie 9 nordwärts, Zustieg nördlich der kleinen Biegung der Straße gegenüber dem Suika Tenmangu an der Haltestelle Tenjin Koen Mae in Richtung Norden, fährt ca. alle 20 min., bis zur Haltestelle Kamigamo Misonohashi nehmen (8 Haltestellen, 16 min.), im Prinzip also aussteigen, sobald man rechts den Kamo-Fluß sieht, dann ostwärts über die Brücke gehen, Reststrecke 200 m bis zum ersten Torii. Zurück kann man entweder wieder den Bus nehmen oder am Botanischen Garten die U-Bahn an der Haltestelle Kitayama, alternativ am U-Bahnhof Kitaoji.

Tagesprogramm 7: Takayama:
Kyoto sei der Dreh- und Angelpunkt der hier diskutierten Optionen - dennoch wollen wir schauen, was als Tagestour machbar ist: Takayama bietet viel historisches Flair, wunderschöne alte Häuser und Tempel. Es ist einer der Orte, in denen man das traditionelle Japan ringsum spüren kann. Dazu ist die Tagestour nach Takayama eine Reise in eine ganz andere Naturregion voller Berge. Eine sinnvolle Verbindung ist der Shinkansen nach Nagoya, dann mit dem Ltd. Express Hida nach Takayama, insgesamt 3,5 h. Eine alternative Route führt über Maibara und Gifu.

Tagesprogramm 8: Fukuyama und Onomichi:
Dieser Tagesausflug bietet eine Burg und ein gutes Dutzend Tempel. Von Kyoto aus den Shinkansen nach Fukuyama nehmen. In Fukuyama steht die Burg Fukuyama-jo (**) direkt in Bahnhofsnähe und ist schnell gefunden und besichtigt. Neben der Burg befindet sich ein sehenswertes Museum, das Hiroshima Prefectural Historical Museum. Bei sehr viel Zeit kann man auch zum Tempel Myoo-in jenseits des Flusses (2,5 km, Bus vom Bahnhof zur Haltestelle Kashimabashinishitsume). Mit dem Lokalzug kommt man von Fukuyama nach Onomichi. Onomichi ist ein extrem am Hang gebauter Ort, der im Krieg nicht zerstört wurde und deshalb sehr viel historische Struktur und Bausubstanz besitzt. Die einzelnen Tempel für sich sind vielleicht nicht so spektakulär, aber viele, und das Ensemble ist einzigartig. Die Gassen sind eng und verwinkelt, es gibt ein unglaubliches Auf und Ab am Berghang, dazu die Lage direkt am Meer - das ist die Mischung, die Onomichi zu etwas Besonderem macht. Zurück mit dem Lokalzug nach Fukuyama, dann mit Shinkansen mit Umsteigen in Shin-Osaka zurück nach Kyoto.

Tagesprogramm 9: Süden der Präfektur Nara:
Mit JR nach Nara, umsteigen in Zug nach Sakurai. Dort den Bahnhof wechseln, Kintetsu nach Osten nehmen, 2 Stationen bis zum Hasedera (*****). Der Tempel baut sich am Berghang auf, malerische gedeckte Treppen. Danach gibt es mehrere Optionen: a) zurück nach Sakurai, nach Norden zu Fuß zum Schrein Omiwa (***). b) zurück nach Sakurai, mit Bus oder Taxi nach Süden zum Tanzan-Schrein (*****). c) von Hasedera weiter nach Osten, mit Bus oder Taxi zum Tempel Muro-ji (*****). d) von Sakurai zurück nach JR Nara, übriggebliebene Besichtigungen in Nara. e) von Sakurai zurück nach JR Nara, weiter nach Uji, übriggebliebene Besichtigungen in Uji.

Tagesprogramm 10: Yawata und Uji:
In Yawata liegt mit dem Iwashimizu Hachimangu (*****) einer der größten und wichtigsten Shinto-Schreine, Nationalschatz, prachtvoller Momoyama-Stil, einer der drei großen Hachiman-Schreine Japans. Er liegt auf dem Berg Otoko im Südwesten von Kyoto. Der Bahnhof wird nur von der Keihan Main Line angefahren. Man steigt z. B. in Shichijo in südlicher Richtung zu, der Zug fährt alle 10 min. und braucht knapp 20 min. Ausstieg Yawata-shi -> Fußweg oder Bergbahn. Alternative: Ausstieg Hashimoto (1 Station weiter), etwas längerer Fußweg. Zurück genauso.

Variationsmöglichkeiten: Burgenbegeisterte können am Bahnhof Yodo aussteigen und sich die wenigen erhaltenen Wallmauern der Burg Yodo (*) ansehen. Man kann an der Haltestelle Chushojima in die Keihan Uji Line umsteigen und an der Endhaltestelle Uji aussteigen und von da zum Tempel Mimuroto-ji (**) hochlaufen.

Tagesprogramm 11: Arashiyama/Sagano:
JR Sanin Main Line nach Saga-Arashiyama, zu Fuß nach Südosten zum Rokuo-in. Dann weit ausholen nach Nordwesten, Adashino Nenbutsu-ji, Gio-ji, Takiguchidera. Zurück nach Süden durch den touristischen Bambuswald, über die Brücke ans andere Flußufer, Tempel Horin-ji, evtl. nach Nordwesten zum Tempel Senko-ji (Daihikaku). Zurück zum Bahnhof Arashiyama, 1 Station nach Süden fahren bis Matsunoo-Taisha, Schrein besichtigen. Über die Matsuo-Brücke, Umenomiya Taisha besichtigen. Über Bahnhof Uzumasa zurück.

Tagesprogramm 12: Nagoya und Inuyama:
Von Kyoto aus nimmt man den Shinkansen nach Nagoya: Dort Besichtigung der Burg Nagoya (*****). Derzeit (2019) wird der Hauptturm, eine Rekonstruktion aus der Nachkriegszeit auf Betonkern, abgerissen, um danach originalgetreu als Holzkonstruktion bis Ende 2022 wiederaufgebaut zu werden. Sehenswert sind aber auch die anderen Strukturen wie Wachtürme, Tore etc., auch wenn der Hauptturm Baustelle ist. Der Palastbereich (Honmaru Goten, *****) ist ein minutiös und mit alten Techniken rekonstruierter Nachbau, der gerade (2019) fertig geworden ist. Zurück zum Hauptbahnhof, mit Meitetsu nach Inuyama. Besichtigung der Burg, Nationalschatz, einer der wenigen original erhaltenen Haupttürme (2019 noch eingerüstet). Berühmtes Teehaus in den Gärten. Mit Meitetsu zurück nach Nagoya, kurzer Abstecher mit Meitetsu oder JR nach Süden zum Atsuta-Schrein (*).

Tagesprogramm 13: Okayama und Kurashiki:
MIt Shinkansen nach Okayama, Burg Okayama (***) besichtigen, Fluß überqueren, Gärten Koraku-en (***), zurück zum Bahnhof, mit einem Bummelzug nach Kibitsu, Kibitsu-Schrein (*****) besichtigen (Nationalschatz), zurück nach Okayama, Zug nach Kurashiki, Altstadt (*****) besichtigen (sehr touristisch, aber äußerst sehenswert), Zug zurück nach Okayama, dort in den Shinkansen wechseln, zurück ggf. in Shin Osaka umsteigen.

Tagesprogramm 14: vom Philosophenweg zum Heian-Schrein:
Raku-Bus Nr. 100 zum Ginkaku-ji (*****, bei Touristophobie auslassen), Philosophenweg südwärts, Honen-in (**), Anraku-ji (**), Shinnyodo (***), Shinchokokuji, Kurodani (***, Konkaikomyo-ji), Okazaki-Schrein (**), Heian-Schrein mit Gärten (****), mit U-Bahn ab Higashiyama zurück. Der Philosophenweg bedeutet Spießrutenlauf im Pulk von Touristen. Shinnyodo und Kurodani sind wesentlich ruhiger und angenehmer.

Tagesprogramm 15: Weltkulturerbe in Nara-West:
Mit JR bis Nara, rüberlaufen zum Bahnhof Kintetsu Nara, Kintetsu Tagesticket lösen, bis Yamato Saidaiji fahren, umsteigen in den Zug südwärts bis Amagatsu-ji, Toshodai-ji (*****, ganz großer kunstgeschichtlicher Höhepunkt, steht auf der Liste vieler Busreisen, touristisch) besichtigen, zu Fuß südwärts und Yakushi-ji (*****, dito) besichtigen, Bahnhof Nishinokyo, südwärts bis Kintetsu Koriyama, Burg Koriyama (*, untouristisch) besichtigen, wieder zum Bahnhof Kintetsu Koriyama, nordwärts bis Yamato Saidaiji, Tempel Saidai-ji (***) besichtigen, zu Fuß weiter zum Tempel Akishino-dera (***, untouristisch), zurück zum Bahnhof Yamato Saidaiji, bis Kintetsu Nara fahren. Alternative: Burg Koriyama streichen, nach dem letzten Tempel weiter zum Heijo-Palast (*), dann zu JR Nara zurück.


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