Bernhard Peter
Kyoto, Nanzen-ji (5): Subtempel Nanzen-in


Jenseits des Aquädukts im Süden liegt der Nanzen-in (ein Tempel des Rinzai-Zen-Buddhismus) mit einem bereits im 14. Jh. angelegten Garten rund um den verwunschenen Teich Sogen-ike (Sogenchi-Teich), der von einem Wasserfall gespeist wird und einige künstliche Inseln besitzt. Geschickt ist der Tempelgarten in eine Nische des Berghanges eingebettet. Auf dem Hügel, von dem der Wasserfall kommt, steht der Glockenturm des Subtempels. Der Garten wird geprägt von dem großen See und den vielfältigen Ausblicken beim Umschreiten, ein Weg führt um den ganzen See herum. Der untere Teil des Sees zeichnet die Form des chinesischen Schriftzeichens "Herz" (Kokoro) nach. Der obere Teil des Sees ist wie ein Drache geformt und enthält eine Insel Horai. Die ursprüngliche Gestaltung wird Muso Soseki (1275-1351) zugeschrieben, andererseits wurde seitdem so viel geändert, daß wohl nichts mehr von seinen Gestaltungen wirklich noch vorhanden ist. Besonders malerisch sind bei diesem Subtempel die moosbewachsenen Dächer der Gebäude und die wunderbare Ei8nheit von Architektur und Natur. Die Irimoya-Dächer einiger Gebäude sind mit Zypressenrinde gedeckt (Hinoki-zukuri), wofür lauter kleine Rinden-Stückchen nebeneinander plaziert werden, in mehreren Lagen übereinander, mit Holznägeln an Ort und Stelle gehalten (die Technik heißt Kokera-buki). Der Nanzen-in ist der älteste der Subtempel des Nanzen-ji. Die ursprüngliche kaiserliche Villa des 13. Jh. hatte sich etwa hier befunden. Kameyama war ein Anhänger des Zen-Buddhismus und verwandelte die 1264 erbaute Villa 1291 in einen Tempel um. Deshalb existiert hier auch ein ringsum von einer Mauer umgebene Mausoleum für Kaiser Kameyama; es wird ein bißchen Asche von ihm hier aufbewahrt, und eine Statue auf dem Altar stellt ihn in priesterlicher Gewandung dar (wichtiges Kulturgut). Im Jahre 1393 gingen die Originalgebäude verloren, der Ersatz (ebenfalls eine kaiserliche Stiftung) wurde erneut im Onin-Krieg vernichtet. Der Nanzen-in wurde 1703 von "Keisho-in", der Mutter des fünften Shoguns Tokugawa Tsunayoshi wiederaufgebaut. Die Fusuma innen im Tempel sind mit schwarz-weißen Gemälden von Kano Yohboku und seinem Sohn Nyokawa Zuisen bemalt. Zur Zeit der Herbstlaubfärbung ist dieser Subtempel einer der schönsten Orte. Der Garten vereint Komponenten von überall her, z. B. Kirschbäume aus Yoshino, Ahorne aus Tatsuta, Rohr aus Namba und Frösche aus Ide.

Der Besucher findet den Tempel, indem er unter dem Aquädukt nach Süden den Berg hochgeht; zwei Treppenwege führen vor die Tempelfront. Man kann nicht in die Gebäude hinein, aber die wichtigste und größte Halle (Hojo) auf drei Seiten abschreiten. In das tief im Baumschatten liegende Mausoleum, ein quadratischer Bau mit Pyramidendach und Karahafu vorne, ringsum von einem rechteckigen Zaun umgeben, kommt man ebenfalls nicht hinein. Dann führt der Weg durch den ganzen Garten und anschließend zum Glockenturm hoch. Das Personal ist sehr nett, und der Nanzen-in zählt zu den photofreundlichen Tempeln. Im Vergleich zum Haupttempel ist dieser Subtempel wenig frequentiert und daher sehr zu empfehlen.


 


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@35.010331,135.7937839,19z - https://www.google.de/maps/@35.010331,135.7937707,116m/data=!3m1!1e3
Subtempel Nanzen-in:
https://japan-kyoto.de/nanzenin-subtempel-des-nanzenji-kyoto/
Subtempel Nanzen-in auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report633.html
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S., CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018, ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 96-103


Nanzen-ji (1): Beschreibung, Tore, Sanmon - Nanzen-ji (2): Hatto, Honbo und Hojo - Nanzen-ji (3): Gärten - Nanzen-ji (4): 3 Subtempel: Chosho-in, Jishi-in und Saisho-in - Nanzen-ji, Teil (6): Subtempel Tenju-an, Beschreibung und 1. Teil - Nanzen-ji, Teil (7): Subtempel Tenju-an, 2. Teil - Nanzen-ji, Teil (8): Subtempel Konchi-in, Beschreibung und 1. Teil - Nanzen-ji, Teil (9): Subtempel Konchi-in, 2. Teil

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