Bernhard Peter
Typisch japanische Dinge (18): Kogo (Kougou)


Unter einem Kogo (Kougou) versteht man einen Räucherwerksbehälter, der zu den Teezeremonie-Utensilien gerechnet wird. Das kleine Deckeldöschen wird auch Kobako (Koubako) genannt und besteht je nach Kontext typischerweise entweder aus Holz mit Lacküberzug mit bildlichen Darstellungen oder Mustern (Maki-e) oder aus Keramik, manchmal auch nur aus Holz oder auch selten Metall. Es gibt keine einheitliche Richtlinie, sondern eine große Vielfalt innerhalb der Hauptunterscheidung, die nach der Jahreszeit und dem verwendeten Ofen und Räuchermaterial getroffen wird.

Zu den Begriffen: Ganz ähnlich klingt Koro (Kouro), das ist aber ein Behälter zum Abbrennen von Räucherstäbchen. Die Silbe Ko (Kou) bezeichnet alles, was zwecks Wohlgeruch verbrannt wird, und als Kodo (Koudou) bezeichnet man den "Weg des Räucherwerks", eine ähnlich wie der Teeweg (Chado, Chadou) und der Weg der Blumen (Kado, Kadou -> Ikebana) entwickelte Kultur der verfeinerten Wertschätzung, in diesem Fall von Räucherwerk, eine Kultur, die früher eine größere Rolle spielte, aber heute kaum noch praktiziert wird, im Gegensatz zu den beiden anderen. Und genauso wie es eine Teezeremonie gibt, so gibt es seit der Sengoku-Zeit eine ähnlich ritualisierte Zusammenkunft zum gemeinsamen Genuß von Räucherwerk. Gegen Ende des 16. Jh. wurde daraus auch eine Art gesellschaftliches Spiel.

Es bildeten sich sogar mehrere Schulen heraus, von denen die Oie-ryu-Schule (die gesellschaftliche, spielerische Form), von Sanjonishi Sanetaka gegründet, und die Shino-ryu-Schule (die systematischere, ernstere, formalistischere Form), von Shino Soshin gegründet, als einzige übrigblieben und bis heute bestehen. Obwohl der Genuß von Räucherdüften also eine eigenständige Richtung ist, fand Räucherwerk zusätzlich als Begleitkomponente Eingang in die Teezeremonie.

Zu den Behältern: In diesen Dosen werden die Räucherholzstückchen Koboku (Kouboku) und die Räucherharzperlen Neriko (Nerikou) aufbewahrt, die während der Teezeremonie in die Holzkohle getan werden, auf denen das Teewasser im Kessel heißgemacht wird. Auch in dem Bereich, in dem die Gäste vor dem Hereinkommen in den eigentlichen Teeraum warten, werden kunstvolle Kogo (Kougou) zur Schau gestellt.

Bei den Kogo (Kougou) werden drei Typen unterschieden: Es gibt solche für den Winter, die zu dem tief in den Boden eingelassenen Herd (Ro) benutzt werden und Royo (Royou) genannt werden; diese sind ausschließlich aus Keramik. In diesen wird der harzartige, aus "gekneteten" Perlen von ca. 5-7 mm Durchmesser bestehende Neriko (Nerikou) aufbewahrt. Dieses aus aromatischen Hölzern, Gewürzen und Kräutern und einem Bindemittel bestehende Räucherwerk wird in vielen Geruchsvarianten (besteht z. B. aus dem harzreichen Holz der Aquilaria-Bäume, Gewürznelken, Nardenöl, Moschus, gemäß einer Zusammenstellung aus der älteren Literatur) individuell zusammengemischt und diente früher auch dem Zeitvertreib der Oberschicht und bei Hofe. Bei der Teezeremonie wirft man meistens gegen Ende des Aufheizens (Sumitemae, Prozedur der Anordnung der Kohlestücke) eine Perle in die Mitte des Feuers zum schnellen Freisetzen der Aromen und eine an die Seite zum langsamen Freisetzen.

Die Furoyo (Furoyou) werden hingegen im Sommer benutzt und zu dem tragbaren Kohlenbecken (Furo) verwendet. In ihnen werden die Stückchen wohlriechenden Holzes aufbewahrt, die Koboku (Kouboku). Die flachen Behältnisse sind aus Holz oder lackiertem Holz hergestellt (Abb. unten). Wichtige Komponenten sind Sandelholz und Aquilaria-Holz, wovon als beste und teuerste Sorte Kyara gilt. Und dann gibt es noch als dritten Grundtyp der Behältnisse den Ro furo kenyo (Ro furo kenyou), der ganzjährig zu beiden Herdtypen kombiniert wird.

Kogo = Aufbewahrungsbehälter für Räucherwerk, Lack auf Holzkörper, zeitgenössische Arbeit aus Kyoto mit Ahornblättern in einer anderen Farbe

Kogo = Aufbewahrungsbehälter für Räucherwerk, Lack auf Holzkörper, zeitgenössische Arbeit aus Kyoto mit Ahornblättern in zwei Farben übereinander


Literatur, Links und Quellen:
Jaanus - Dictionary of Japanese Architectural and Art Historical Terminology compiled by Dr. Mary Neighbour Parent: http://www.aisf.or.jp/%7Ejaanus/, insbesondere: http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/k/kougou.htm
Lexikon des Teeweges:
http://www.teeweg.de/de/service/unterricht/chago.html
Utensilien der Teezeremonie:
https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_tea_ceremony_utensils - speziell: https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_tea_ceremony_utensils#Incense_container
Kodo:
http://www.japanese-incense.com/contents.htm
Kodo:
http://www.nipponkodo.com/en/culture/ceremony.html
Japanisches Räucherwerk:
https://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_incense
Ausrüstung für die Teezeremonie:
http://japanese-tea-ceremony.net/equipment.html
Teezeremonie-Training:
http://www.mushakouji-senke.or.jp/english/textbook/


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