Bernhard Peter
Kathmandu: Swayambhunath (1)

Der Komplex Swayambhunath liegt auf einem Hügel ca. 3 km im Westen der Altstadt von Kathmandu, und von oben hat man einen guten Panoramablick auf das immer dichter zugebaute Kathmandutal mit seinen mittlerweile nahtlos zusammenfließenden urbanen Zentren, sofern nicht gerade dichter Dunst über der Stadt liegt. Von unten führt auf der Ostseite eine gewaltige, unter König Pratap Malla im 17. Jh. errichtete Treppenanlage mit 365 Stufen und vielen begleitenden Stauen und Reliefs nach oben, beginnend nahe einer Steinplatte mit einem Fußabdruck Buddhas. Alternativ führt auch eine Fahrstraße (Manjushree Marg) hoch, und eine kleinere Treppenanlage führt von einer kleineren weißen Stupa mit unzähligen in die umliegenden Bäume verspannten Gebetsfahnen nahe beim Kloster Maitreya Gumba ganz nach oben (Südwestzugang). Der Tempelkomplex wird auch Affentempel genannt wegen der zahlreichen flinken Bewohner des Hügels. Im Westen liegen noch ein hinduistischer Maha Manjushree Saraswati Tempel. Die Basis des Hügels ist voller Gebetsmühlen, so daß die Stupa auch jederzeit betend umrundet werden kann.

Bei dem Swayambhunath handelt es sich um einen der ältesten und heiligsten Tempelkomplexe Nepals, und interessanterweise sind hier hinduistischer und buddhistischer Kult eng miteinander verwoben, auch wenn es heute primär als buddhistische Anlage geführt wird. Die große, die Anlage beherrschende Stupa gehört jedenfalls zu den ältesten ihrer Art in Nepal und ist mehr als 2000 Jahre alt. Damit kann der Swayambhunath altersmäßig in einem Atemzug mit dem indonesischen Borobudur genannt werden. Um die Stupa herum haben sich im Laufe der Zeit zahlreiche Scheine und Klöster angesiedelt. Nach einer Überlieferung in der Gopalarajavamsavali wurde ein Heiligtum vom Urgroßvater des Königs Mandeva (reg. 464-505 n. Chr.) zu Anfang des 5. Jh. n. Chr. erbaut. Die Entstehungslegende verknüpft zudem den Tempelberg eng mit der Entstehung des Kathmandutales. Bereits im 13. Jh. hatte sich der Swayambhunath zu einem bedeutenden Zentrum des Buddhismus entwickelt, und aus dieser Zeit stammen die ältesten Inschriften in der Anlage. Im Jahre 1349 wurde die Anlage von Muslimen zerstört. Was wir heute sehen, stammt weitestgehend aus der Zeit des Wiederaufbaus danach unter König Saktimalle Bhalloka. Die große Stupa wird von zwei hinduistischen Shikara flankiert, entstanden unter König Pratap Malla. Am westlichen Rand befindet sich eine große Statue des Sakyamuni Buddha auf einem Podest.

Auf den quadratischen Teil der Stupa (Harmika) sind auf allen vier Seiten Buddhas Augen und Augenbrauen gemalt mit einer Nase dazwischen in Form der Zahl 1 in der Devanagari-Schrift (im Bild oben wird 2009 gerade renoviert). In den vier Haupthimmelsrichtungen wurden im Jahr 1614 unter dem 6. Shamarpa Schreine an die Stupa gebaut. Rings um die Stupa befinden sich mehrere Buddha-Bilder, im Osten Buddha Akshobya und Buddha Vairocana nebeneinander, im Süden Buddha Ratnasambhava, im Westen Buddha Amitabha und im Norden Buddha Amoghasiddhi. Im Nordwesten befindet sich ein Bild der Grünen Tara. Bemerkenswert ist ein riesiges vergoldetes Vajra (Dorje) auf der Ostseite der Stupa direkt oberhalb des Endes der großen Treppenanlage (Abb. unten).

Im Norden der Stupa befindet sich das Kloster Shri Karma Raja Maha Vihara, im Westen das Kloster Drukpa Kagyu. Nordwestlich des letztgenannten ist ein Schrein der Göttin Hariti zu sehen. Im Südosten der Anlage ist ein Museum eingerichtet. Folgt man innerhalb der Anlage dem Weg nach Norden, gelangt man zu einem Bild des Avalokiteshvara und der Statue des Buddha Akshobya. Den nördlichen Abschluß bildet das Shantipura-Gebäude.

Die Stupa war 1921 und zuletzt 2008-2010 komplett renoviert worden (allein 20 kg Gold wurden für die Vergoldung der Stupa verwendet), finanziert von dem Tibetan Nyingma Meditation Center of California, als die Anlage 2015 vom Erdbeben getroffen und zum Großteil zerstört wurde. Am heftigsten hat es dabei einen der beiden Shikara-Türme erwischt: Die Anantapura Shikara links der großen Treppe war danach nur noch ein Schutthaufen. Die Pratapura Shikara hat es besser überstanden. Die Tempel und Klöster wurden ebenfalls stark zerstört, aber die Stupa hat samt Aufsatz überlebt. Das Kloster Karma Raja Maha Vihara wurde so schwer beschädigt, daß es abgerissen und neu gebaut werden muß; das Kloster Lopon Tsechu Rinpoche wurde zum Teil zerstört, zum Teil hat es heftige Risse. Das Erdbeben hinterließ die Stupa und den Pratapura Shikara inmitten einer verwüsteten Schutthalde und abbruchreifen historischen Bauwerken.

Literatur, Links und Quellen:
Swayambhunath: https://www.welcomenepal.com/places-to-see/Swayambhunath%20.html - http://www.kathmandu-valley.de/kathmandu/Swayambhunath.html - http://swayambhu.buddhism-foundation.org/about/
Swayambhunath:
https://de.wikipedia.org/wiki/Swayambhunath - https://en.wikipedia.org/wiki/Swayambhunath
Karte des Tempelberges:
https://albinger.files.wordpress.com/2015/05/swayambhunath1.jpg
Karte des zentralen Bereiches:
http://swayambhu.buddhism-foundation.org/data/img/about/swayambhu_map.jpg
Swayambhunath:
http://www.indien-reise.com/german/Swayambhunath.htm
Zerstörung 2015:
http://www.npr.org/2015/05/03/403982304/in-nepal-efforts-underway-to-salvage-ancient-sites-damaged-by-quake - https://albinger.me/2015/05/07/swayambhunath-buddha-eyes-over-the-kathmandu-valley/ - http://swayambhu.buddhism-foundation.org/support/NepalEarthquake.php - http://www.hindustantimes.com/world/after-damage-nepal-quake-ravaged-temple-faces-threat-from-looters/story-OSjW86zv8igYnLVLbf1ZjI.html

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2017, Photos aus dem Jahr 2009
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