Bernhard Peter
Muqarnas und Stalaktitengewölbe

Muqarnas sind ein wichtiges dekoratives Stilelement der islamischen Architektur. Ihr Platz ist meist der obere Abschluß von Nischen oder die unvermeidbaren Zwickel beim Übergang zwischen einer viereckigen Basis und einer Kuppel auf Trompen oder Pendentifs oder die Zone unter Vorkragungen jeder Art. Der Name „Muqarnas“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet wörtlich „das Erstarrte, Gefrorene“. Muqarnas sind meist modular nach einem Plan hoher Geometrie aus polygonalen Elementen aufgebaut, die auf verschiedene Weise gekehlt sind, treppenförmig vorkragend übereinander sowie gegeneinander versetzt angeordnet sind und in ihrer Gesamtheit einen abstrakten und geometrisch anspruchsvollen Übergang formen, der fast an Stalaktiten in Topfsteinhöhlen erinnert und daher auch als Stalaktitendekoration oder Stalaktitengewölbe bezeichnet wird. Die Muqarnas kamen erstmals Mitte des 10. Jh. als damals noch einfaches Architekturelement auf und verbreiteten sich mit zunehmender Komplexität schnell im gesamten islamischen Kulturgebiet von Spanien bis Indonesien. Entsprechend ihres modularen Aufbaus werden Muqarnas auch als Zellengewölbe bezeichnet. Ihr Material ist Gips, Holz, Ziegel, glasierte Keramik oder Stein. Sie können strukturell mit dem Bauwerk verbunden sein oder einfach nur die Oberfläche als Dekor überziehen.

4 Beispiele für Muqarnas aus Shah-i Sinda, Samarqand

Beispiele für Muqarnas aus der Medrese Abdulaziz Khan in Bukhara, östlicher Innenhof-Iwan

Beispiele für Muqarnas aus der Medrese Abdulaziz Khan in Bukhara, südlicher Innenhof-Iwan

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
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