Bernhard Peter
Feiern und Feste:
Feste der Hindus in Indien

1. Teil: Feste in Abhängigkeit vom Mondkalender:
In der Regel werden die hinduistischen Feste Indiens nach dem Mondkalender berechnet. Ausnahmen sind Feste, die in Zusammenhang mit Jahreszeiten oder Erntezeiten stehen, sie werden gesondert behandelt (s.u.)

Magha-shukla-5 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Vasant Panchami: Frühlingsfest, zu Ehren von Saraswati (Göttin der Gelehrsamkeit und der schönen Künste). Tragen gelber Saris, denn Gelb ist die Farbe dieses Tages. Drachensteigen. Segnung der Schulbücher und Stifte der Schüler. Terrakotta-Figürchen, die Sarasvati darstellen sollen, werden in Prozessionen durch die Städte getragen und anschließend im Ganges oder in einem anderen Fluß versenkt. Wird hauptsächlich in Nordindien gefeiert, wichtiges Fest für Schüler und Studenten. Panchami ist die Bezeichnung des 5. Tithis. Fiel 2005 auf den 13. Februar. 2006 wird es am 2.2. sein.

Phalguna-krishna-13 (nordindischer Purnimantha-Kalender, wäre der Magha-krishna-13 im südindischen Amantha-Kalender): Maha Shivrati („de große Nacht Shivas“), Shivrati, Shivaratri: Jahrestag von Shivas kosmischem Tanz (Tandava), Shivas Hochzeitstag. Beliebtes Familienfest, Sadhu-Fest, Pilgerfest, 1 Tag Fasten, wird besonders in den Shiva-Tempeln gefeiert, wo der jeweilige Shiva-Lingam verehrt wird und wo des Nachts Pujas zelebriert werden. Die Menschen spenden Reis, Wasser, Bilwa-Blätter und Dhatura. Besonders markante Punkte für das Pilgern und das Erleben dieses Festes sind: Visvanatha-Tempel in Varanasi, Mahakala-Tempel in Ujjain, Khajuraho, Chidambaram (TN), Kalahasti (AP), Tanjore, Vaidynatha, Onkaresvara, Mallikarjuna, Elephanta, Ramesvaram. Fiel 2005 auf den 8. März. 2006 AD wird es am 26.2. sein. Am Tag darauf werden überall an Flußufern Jahrmärkte abgehalten, statt Fasten ist Essen angesagt. Der Tag gilt als sehr glückverheißend.

Abb.: Die nach dem Mondkalender der Variante Purnimantha berechneten indischen Feste. Der innerste Kreis markiert die Mondphasen (abnehmend in grau, zunehmend in weiß), der äußere Kreis markiert die Mondmonate nach dem Purnimantha-Kalender in einem regulären Jahr. Ganz außen markieren die roten Striche die Lage der Festtage. Erklärung der Feste im Text.

Phalguna-shukla-15 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Holi-Fest, Holika-Fest, Holi Phagwa. Wird an Vollmond (Dol Purnima) im Monat Phalguna gefeiert. An Holi selbst wird eher im Tempel gefeiert, die Farbschlacht findet am Folgetag statt. An Holi werden kleine Freudenfeuer entzündet, dabei wird manchmal eine aus Bambus oder Holz und Stroh angefertigte Figur des namengebenden Holika verbrannt. Die Holika-Legende erzählt, daß einst ein Fürst namens Prahlad von seiner bösen Tante namens Holika und von seinem Vater wegen seiner Verehrung Vishnus verfolgt wurde. Die böse Holika zog Prahlad in ein Kohlenbeckenfeuer, um ihn zu verbrennen; sie selbst fürchtete das Feuer nicht. Doch alles kam ganz anders, der Fürst überlebte, und die böse Tante Holika verbrannte, Happy End dank göttlichen Eingreifens zugunsten seines treuen Anhängers. Es gibt natürlich viele weitere Legenden, die sich um das Fest ranken. Zum Beispiel die der Wiedergeburt des Liebesgottes Kama, der die Meditation Shivas störte und von diesem vernichtet wurde. Krishna-Legenden sind ebenfalls mit Holi verknüpft. Holi fiel 2005 auf den 25. März. Das Fest markiert den Übergang zur heißen Jahreszeit. Weitere Daten: 14.3.2006, 3.3.2007, 21.3.2008, 10.3.2009, 28.2.2010.

Chaitra-krishna-1 (nordindischer Purnimantha-Kalender, wäre der Phalguna-krishna-1 im südindischen Amantha-Kalender): Wasserfest, Frühlingsfest, Dulandi, Dhuleti, Farbenfest. An diesem ersten Tag des neuen Jahres im Purnimantha-System findet die bekannte Farb- und Wasserschlacht auf Indiens Straßen statt, vorzugsweise mit der Freudenfarbe Rot. Ohne Rücksicht auf Ansehen oder Kaste der betreffenden Person bewirft man sich gegenseitig aus vollen Händen mit Farbpulver, bespritzt sich mit buntgefärbtem Wasser. Ist es sonst eher üblich, sich zu Festlichkeiten mit neuer Kleidung auszustatten, gilt hier das genaue Gegenteil. An diesem Tag werden alle Grenzen aus Konventionen und alle sozialen Barrieren fallen gelassen. In neuerer Zeit kann die bunte Schacht auch mal häufiger ausarten – Ölfarbe, Exkremente werden von alkoholisierten Jugendlichen auch mal geworfen. Es ist ratsam, an diesem Tag wirklich nur ollste Kleidung anzuziehen, wenn man ausgeht, ferner sollte die Kamera besser in einer Unterwasser-Box untergebracht werden, ein aufgeschraubter wasserdichter UV-Filter mit fest daran angeklebter und gut verschlossener Plastiktüte tut’s auch. Stellen Sie sich darauf ein, daß Sie nichts von dem, was Sie mit in die Stadt nehmen, noch einmal gebrauchen möchten, wenn Sie damit einverstanden sind und alle wichtigen Dokumente im Hotel gelassen haben, dann macht das Fest irre viel Spaß. Fiel 2005 auf den 26. März. Besonders beliebt in Nordindien. Weitere Daten: 15.3.2006, 4.3.2007, 22.3.2008, 11.3.2009, 1.3.2010.

Chaitra-shukla-1 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Anfang von Vasant Navratri (Vasant Navaratri), einer 9-Tage-Einheit zu Ehren von Parvati, beginnend am ersten Tag der hellen Hälfte des Monats Chaitra. Im Amantha-System beginnt dazu noch ein neues Mondjahr (Monate von Neumond bis Neumond). Damit ist es auch der erste Tag der Schöpfung des Universums, deswegen werden die drei Hochgötter an diesem Tag verehrt. In Kashmir unter dem Namen Navsamvatsara (Navreh) bekannt. Fiel 2005 AD auf den 9. April. Die Navratras enden am Chaitra Navmi (Chaitra-Shukla-9).

Chaitra-shukla-3 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Gangaur. Frühlingsfest zu Ehren von Parvati, Tänze und Gesänge. In Rajasthan ist es eines der wichtigsten Feste des Jahres. Die Bildnisse der Gottheiten Issar (oder Gan) und Gauri, Manifestationen (Erscheinungsformen) von Shiva und Parvati werden verehrt, besonders von unverheirateten Frauen mit Wunsch nach einem Lebensgefährten. Farbenfrohe Prozessionen mit Bildnissen des göttlichen Paares ziehen in den Städten durch die Straßen. Als besonders farbenfroh und sehenswert gelten die Feste in Udaipur, Jaipur und Mandawa. In Udaipur werden die Figuren der Gottheiten am Gangaur Ghat auf Boote verladen und nach kurzer Fahrt in tieferes Wasser im Pichola-See versenkt. Findet statt am Chaitra-shukla-3-4 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender), aber mit allen Vorbereitungen beginnt das Fest tatsächlich schon viel früher, nämlich schon am Tag nach Holi, also dauert es inclusive aller Vorbereitungstage 18 Tage, wovon die letzten Tage nur den Höhepunkt darstellen. Beispieldaten: 4.-5.4.2003, 23.-24.3.2004, 11.-12.4.2005, 1.-2.4.2006, 21.-22.3.2007, 8.-9.4.2008, 29.-30.3.2009, 18.-19.3.2010

Chaitra-Shukla-9 (auch Chaitra Shukla Navami genannt, nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Ramas Geburtstag, Rama Navami, am neunten Tag der hellen Monatshälfte, 8 Tage nach Yugadi gefeiert. Das Fest gedenkt der Geburt von Rama, Sohn des Königs Dasharatha von Ayodhya. Rama ist eine Inkarnation (7. Avatar) Vishnus und der Held des Ramayana-Epos. Das Fest wird besonders in Nordindien gefeiert, und ganz besonders in seiner Geburtsstadt Ayodhya. In Pujas wird Rama verehrt. Geschichten aus seinem Heldenleben werden vorgetragen. Rathyatras sind Wagenprozessionen. "Navami" ist der Name des neunten Tithis. Fiel 2005 auf den 17. April.

Chaitra-Shukla-15 (nordindischer Purnimantha-Kalender und südindischer Amantha-Kalender): Hanuman Jayanti („Dschenti“), Hanumans Geburtstag, am Vollmond im Monat Chaitra. Fiel 2004 AD auf den 5.4. und 2005 auf den 24. April.

Jyaistha-shukla-3: Maharana Pratap Jayanti, Gedenktag, Geburtstag von Maharana Pratap. Maharana Pratap, Maharana von Udaipur, wird in Rajasthan verehrt, weil er sozusagen den ersten Unabhängigkeitskampf gegen Fremdherrschaft führte und die Hindus im Kampf gegen die in Übermacht angetretenen muslimischen Moghul-Herrscher anführte. In einem engen Tal namens Haldi Ghati kam es 1576 zur berühmten Schlacht von Haldighati. Maharana Pratap verlor die Schlacht und musste fliehen. Fiel 2004 AD auf den 22. Mai und 2005 auf den 9. Juni.

Jyaishtha-shukla-10 (nordindischer Purnimantha-Kalender und südindischer Amantha-Kalender): Ganga Dashahara, Ganga Dussehra: Herabsteigen der Göttin Ganga auf die Erde, Badefest. Eigentlich sind die gesamten ersten 10 Tage der hellen Jyaishtha-Hälfte Ganga gewidmet, das Hauptfest ist am letzten Tag. Es findet als grosses Badefest statt, bei dem Millionen von Pilgern im heiligen Fluss Ganges baden. Wer nicht in der Nähe des Flusses lebt oder an den Ganges pilgern kann, besprengt sich und verschiedene heilige Gegenstände mit Gangeswasser, welches über das ganze Jahr hinweg in kleinen versiegelten Töpfchen aufbewahrt und verehrt wurde. Gangeswasser wäscht beim Baden die Sünden weg. Fiel 2004 AD auf den 29.5. und 2005 auf den 17. Juni.

Ashadha-shukla-2 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Jagannath Rath Yatra, Jagannath-Fest, hier finden die Wagenfeste statt. Ein Ratha-Yatra oder Rath-Yatra-Fest ist wörtlich eine Wagen-Prozession. Auf die Wagenreise geht ein Bildnis des Gottes Sri Jagannath, des Herrn der Welten, des Herrschers des Universums. Jagannath ist ein Name, der einer ganz speziellen Form Vishnus bzw. seiner Inkarnation als Krishna gegeben wird. Idole des Gottes Krishna, seines Bruders Balabhadra und seiner Schwester Subhadra werden auf wuchtigen Holzwagen von Gläubigen durch die Straßen gezogen. Es wird in ganz Indien gefeiert, hat aber seinen Ursprung im Jagannath Puri, wo es auch am prächtigsten gefeiert wird. Überall, wo ein Jagannath-Tempel ist (z. B. Jagdish-Tempel in Udaipur), ist an diesem Tage Fest. Fiel 2005 auf den 8. Juli.

Shravana-shukla-3 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Teej, Fest zu Ehren von Parvati (Devi, Teej Mata) und Shiva, Begrüßung des Monsuns, Erntebeginn nach der dreimonatigen Hitze des Sommers. Bildnisse von Parvati werden zwei Tage lang im Haus verehrt und dann wieder liebevoll symbolisch ihrem Gatten zugeführt. Denn an diesem Tag vereinten sich Shiva und Parvati nach einer Buße von 100 Jahren. So werden die beiden zum Symbol einer idealen Heirat. Besonders die verheirateten Frauen beten an diesem Fest um eine lange glückliche Ehe. Als besonders farbenfroh gilt das Fest in Jaipur, auch wenn es in ganz Rajasthan (und Gujarat) gefeiert wird. Zwei Tage lang ziehen Prozessionen durch die Altstadt. Von den Bäumen hängen prächtig geschmückte Schaukeln, die von jungen Frauen benutzt werden. Am Shravana-shukla-3-4 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender). Beispieldaten: 11.-12.8.2002, 1.-2.8.2003, 19.-20.8.2004, 8./9. August 2005, 28./29. Juli 2006, 15.-16.8.2007, 4.-5.8.2008, 24.-25.7.2009, 12.-13.8.2010.

Shravana-shukla-5 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Naga Panchami, Naag Panchami, Schlangenfest. Eigentlich ist es kein typisch hinduistisches Fest, sondern eher ein uralter Stammesbrauch, der immer noch lebendig ist. Zu Ehren der Naga-Götter, vor allem in Rajasthan gefeiert. Erinnert an Krishnas Sieg über die Schlange Kaliya. Eine weitere wichtige Schlange der indischen Mythologie ist Ananta, das st die Schlange, auf der Vishnu ausruht, bevor er das Universum erschafft. Schlangen werden gefüttert, Opfergaben (Milch und Butter) für die Schlangen werden an Erdlöchern abgelegt, in denen Schlangen sich verkriechen. Figuren von Schlangen werden rituell gewaschen. Auch werden temporäre Schlangenbildnisse angefertigt, aufgestellt und verehrt. Schlangenbeschwörer können sich an diesem Tag eine goldene Nase verdienen, ist das Herz der Passanten an diesem Fest ihnen gegenüber besonders offen und freigebig. Das Fest ist besonders wichtig im südlichen Maharashtra, wobei Mathura und Rajgir bedeutende Zentren der Schlangenverehrung sind. „Panchami“ ist der Name des 5. Tithis. Fiel 2004 AD auf den 22. Juli und 2005 auf den 10. August.

Shravana-shukla-15 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Raksha Bandhan, Narial Purnima, Shravana Purnima, Vrat ki Purnima, Vollmond im Shravana: Brüder und Schwestern tauschen Geschenke aus. Schwestern binden Brüdern ein Armband (Rakhi) aus Schnur (Baumwolle, Seide, Silberfäden o.ä.) ums Handgelenk und werden dafür mit Geschenken belohnt. Nach einem rituellen morgendlichen Reinigungsbad geht man auf den Markt, um Rakhis zu kaufen, die später dann vergeben werden. An diesem Tag wird kein Bruder seiner Schwester einen geäußerten Wunsch abschlagen. Das Rakhi selbst ist wie ein Amulett, es soll nicht nur die Zuneigung und gegenseitige Unterstützung zwischen Brüdern und Schwestern symbolisieren, sondern auch gegen Unbill aller Art wie Krankheiten und Gefahren schützen. Aber es werden nicht nur Brüder mit Rakhis beehrt, sondern auch sehr nahestehende Freunde, was einer besonderen Ehrung gleichkommt (Übernahme der Bruderrolle). Rakhis werden aber immer nur von Frauen an Männer vergeben. Der Hintergrund für das Fest geht auf die Zeiten zurück, als zwischen Göttern und Dämonen (Asuras) noch gekämpft wurde. Der Himmelskönig Indra bekam von seiner Schwester (oder Frau, je nach Legende) Indrani ein seidenes Amulett ums Handgelenk gebunden, und dank dieses Rakhis bzw. dank dessen magischer Kraft konnte er seine Position und sein himmlisches Reich wiedergewinnen. Es ist auch ein Fest zu Ehren des Gottes Varuna (Meere). In Mumbai werden dem Gott Varuna Kokosnüsse geopfert (Marine Drive, Juhu-Beach). Fiel 2004 AD auf den 31. Juli und 2005 auf den 19. August.

Shravana-shukla-15 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Sravani, ein altes vedisches Fest. Andere Namen dafür sind Rishi Tarpan oder Upa Karma. Brahmanen tauschen an diesem Tag (Vollmond) die von ihnen getragene heilige Schnur aus. Am selben Tag wie das Raksha Bandhan-Fest, aber nicht so populär wie dieses. Wird besonders in Orissa, Bengalen, Gujarat und einigen anderen Bundesstaaten gefeiert. Fiel 2005 auf den 19. August.

Bhadrapada-krishna-8 (nordindischer Purnimantha-Kalender, wäre der Shravana-krishna-8 im südindischen Amantha-Kalender): Janmashtami, Janamashtami, Shri Krishna Janmaashtami, Krishnas Geburtstag. Ein Familienfest der Krishna-Verehrung. Ein Bildnis Krishnas wird in den Häusern unter einem Baldachin aufgebaut, in einer Schaukel sitzend. Bis zum Mondaufgang wird gefastet. Dann werden der Inkarnation Vishnus Opfergaben dargebracht. Das Bildnis (meist eine Darstellung als Kind, denn es ist ja sein Geburtstag) wird gebadet und mit Feuer (Schwenken einer typischen mehrdochtigen Lampe) geheiligt. Anschließend werden die Opfergaben verteilt und verzehrt. Die Krishna-Bildnisse werden dann zum Tempel gebracht. Wird besonders in Vaishnava-Zentren gefeiert, z. B. Agra (UP), Vrindaban (UP), Mathura (UP). Einer der wichtigsten Tempel ist der von Shri Rangji, denn Krishna wuchs dort auf. Hunderttausende von Pilgern werden dort jedes Jahr anläßlich des Festes erwartet. In Raslila-Tänzen werden Szenen aus Krishnas Leben nachgespielt. Texte aus der Bhagavata Purana und aus der Gita werden vorgetragen. Eine besondere Rolle spielen bei diesem Fest Töpfe mit Milch, die hoch an Stangen aufgehängt werden und Ziel des Interesses bzw. der Attacken der Jugend sind. Krishna hat als Kuhhirte einen besonderen Bezug zu Milch. Er liebt Milchprodukte allgemein. „Asthami“ ist der Eigenname des 8. Tithis. Fiel 2004 AD auf den 8. August und 2005 auf den 27. August.

Bhadrapada-shukla-4 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Ganesha Chaturthi, Beginn des 10tägigen Ganesha-Festes zu Ehren seines Geburtstages. Chaturthi ist der Name des 4. Tithis. Fiel 2004 AD auf den 18. September und 2005 auf den 7. September.

Bhadrapada-shukla-11 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Jal Julni Gharas Bhadavhi (gesprochen etwa „Dschal Dschulni Garas Badvi“), das bedeutet wörtlich „Wasser-Schaukeln-11-Bhadvi“. Bhadvhi (oder Bhadrapada) ist der Monat, und im Wasser geschaukelt werden an diesem Vishnu-Fest die Götterbilder aus den Tempeln. Ekadashi steht für das 11. Tithi. Fiel 2005 auf den 14. September. Zu diesem Fest gibt es einen eigenen Artikel.

Bhadrapada-shukla-14 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Ananchaudas, Ananda Chaturdashi, Visarjan, Ganapati-Fest. Ende des Ganesha-Festes. Bunt bemalte Ganesha-Idole werden in fröhlichen Umzügen durch die Stadt gefahren und in einem nahen Gewässer (Meer, Fluß, See, Tempelteich) versenkt („Visarjan“). Besonders intensiv in Mumbai gefeiert (Ganesha ist der Lieblinsgott des Bundesstaates Maharashtra). Markiert das Ende der Regenzeit. „Chaturdashi“ ist der Eigenname des 14. Tithis. Fiel 2005 auf den 17. September. Zu diesem Fest gibt es einen eigenen Artikel.

Bhadrapada-shukla-14 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Vishwakarma Jayanti („Dschenti“), Geburtstag des Gottes Vishwakarma. Fiel 2005 auf den 17. September.

Ashvina shukla 1-10 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender): Zehntägiges Fest, davon 2 öffentliche Feiertage. Gefeiert wird mit Dussehra der Triumph über Dämonen, vor allem der Sieg Ramas über Ravana im Ramayana und der von Durga über Mahishasura (büffelköpfig), allgemein der Sieg des Guten über das Böse. Die neun Nächte während dieses zehntägigen Festes werden Navaratri bzw. Durga-Navaratri (wörtlich 9 Nächte) genannt. Jede Nacht ist einem anderen Aspekt der Göttin Durga gewidmet. „Dussehra“ bedeutet “der zehnte Tag”, der zehnte Tag der hellen Hälfte des Monats Ashvina. Der 10. Tag ist auch bekannt als Vijayadashmi (“der Zehnte des Sieges”) und nimmt damit auf den Sieg von Rama über Ravana (der zehnköpfige König der Insel Lanka, ein Dämon) Bezug. Die Feierlichkeiten beinhalten Vorführungen aus dem Leben Ramas (Ram Lila). Zu Dussehra werden manchmal Figuren des klassischen Bösewichts Ravana, seines jüngeren Bruders Kumbhakaran und seines Sohnes Meghanata gebastelt und verbrannt. Besonders wirkungsvoll ist das, wenn die Figuren vorher mit Feuerwerkskörpern gefüllt werden. Je nach Region fallen die Feiern in dieser Zeit unterschiedlich aus. Für Nordindien typisch sind abendlich Spektakel mit Aufführungen der Schlacht zwischen Guten und Bösen, zwischen Rama mit Hanuman und seiner Affenarmee einerseits und den Dämonen und Ravana andererseits. Das Fest gilt als besonders gut in Varanasi, Neu-Delhi, Ahmedabad (Guj.) oder Kullu (HP). In Karnataka wird Dussehra (Dassera) intensiv gefeiert. In Tamil Nadu wird in den ersten drei Nächten abweichend Lakshmi verehrt, dann drei Nächte lang Shakti, und in den letzten drei Nächten Sarasvati. In Mysore werden prächtige Elefantenprozessionen veranstaltet. In Mangalore wird „Tigerverkleiden“ gespielt. Im Punjab sind sehr prunkvolle Feiern üblich. In Gujarat tanzen Frauen in den Nächten klatschend um eine Lampe aus Terrakotta. Fiel 2004 AD auf den 14.–23. Oktober und 2005 auf den 4.-13. Oktober.

Ashvina-shukla-9: Vijaya Dashmi (Dushehra); Durga Puja, Durga Visarjan, Fiel 2005 auf den 12. Oktober. Durga Puja ist besonders gut in Kalkutta und in Westbengalen. In Bengalen ist Durga sehr populär und wird als Kali angebetet. Figuren der Durga werden angefertigt, in Hallen (Pandal) aufgestellt und schließlich in Prozessionen durch die Stadt gefahren und zuletzt in Gewässern (am liebsten im Ganges) versenkt.

Kartika Krishna 15 (nordindischer Purnimantha-Kalender, wäre der Ashvina-krishna-15 im südindischen Amantha-Kalender): Diwali = Deepavali, Dipavali, Lichterfest, größtes Fest Indiens. Am Neumond gefeiert. Dipavali heißt im Sanskrit soviel wie „Lichterkette“. Es wird zum einen die Rückkehr von Rama und Sita nach Ayodhya gefeiert, wie sie im Ramayana beschrieben wird, und erinnert an den triumphalen Empfang der Rückkehrer und der folgenden Krönung Ramas in Ayodhya nach 14 Jahren der Abwesenheit. Ebenso ein Sieg des Guten über das Böse ist Vishnus Sieg über Bali, den Dämonen. Dipas werden die kleinen Terrakotta-Schälchen genannt, in die man ein paar Tropfen Öl und einen Baumwolldocht gibt. Zahllose kleine Öllampen dieser Bauart werden angezündet. Knaller werden losgelassen, um die Dämonen zu vertreiben. Geschenke und Süßigkeiten werden verteilt. Die Glücksgöttin Lakshmi und Parvati werden ebenfalls verehrt. Man säubert die Häuser und kalkt die Wände derselben ein paar Tage vor dem Fest neu, damit auch alles möglichst hell erstrahlen kann. Entsprechend legt man neue Kleidung an. Vor das Lakshmi-Bildnis im Hause stellt man eine Butterlampe. Heutzutage ersetzen bunte Glühbirnen immer mehr die traditionellen Öllampen, mit Lichterketten werden von denen, die es sich leisten können, bunte Ornamente auf die Häuserfassaden gezaubert. Verheißung von Glück zieht sich wie ein roter Faden durch das Fest Diwali. Man versucht sich anläßlich dieses Festes auch im Glücksspiel. Gleichzeitig markiert dieses Fest den Beginn des Winters. Für Händler und Geschäftsleute beginnt traditionell ein neues Geschäftsjahr. Das Fest findet 21 Tage nach Dussehra statt. Fiel 2004 AD auf den 12. November und 2005 auf den 1. November. Der Tag nach Diwali heißt Mirig Pali und fällt auf den Kartika-shukla-1 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender) bzw. 2. November 2005.

2. Teil: Feste in Abhängigkeit vom Sonnenkalender:
Makarsankranti, Makara Sankanti, fiel 2005 auf den 14. Januar bzw. auf den Pausha-Shukla-5 (nordindischer Purnimantha- und südindischer Amantha-Kalender). Dieses Fest wird aber nicht nach dem Mondkalender, sondern nach dem Sonnenjahr berechnet. Es markiert den Eintritt der Sonne in das Makara-Rasi bzw. Tierkreiszeichen Steinbock und bedeutet das Ende des Winters. Es wird als Fest der Freude und der Ernte begangen. Eine weitere Legende, die sich um dieses Datum rankt, ist der Tod Bhismas (Epos Mahabharata). Berühmt sind die Feste in Allahabad (UP), wo die Flüsse Ganges und Jamuna sowie der mythische, angeblich unterirdische Saraswati aufeinandertreffen und Anlaß zu einer Versammlung vieler Pilger und Sadhus zum rituellen Bad geben (Kumbh Mela oder Magh Mela je nach Jahr). Das Fest ist in Südindien auch als Pongal bekannt. Das Lohri-Fest fällt ebenfalls damit zusammen. In Karnataka wird das Fest einfach „Sankranti“ genannt.

Abb.: Die nach dem Sonnenjahr berechneten indischen Feste. Der innere Kreis markiert die Monate nach Zuschnitt des gregorianischen Kalenders, der äußere Kreis markiert die Rasis bzw. Tierkreiszeichen, die mit den Monaten des Sonnenjahres korrelieren. Die angegebenen Zeitspannen sind die im tropischen Sonnenjahr (indische Tradition), nicht die im siderischen Sonnenjahr (europäische Tradition). Von Bedeutung sind jeweils die Sankrantis, also der jeweilige Eintritt der Sonne in ein neues Tierkreiszeichen. Einige Sankrantis werden als Fest besonders hervorgehoben. Verschiebungen um +/- 1 Tag sind je nach Jahr möglich.

Vaisakhi, Baisakhi-Fest, Neujahr, fällt 2005 auf den 13. April bzw. auf den Chaitra-shukla-5 des Jahres 1926 Saka Samvat (nordindischer Purnimantha-Kalender). Frühmorgens nimmt man ein Bad im nächstgelegenen Fluß oder See, dann begibt man sich zum Tempel zu Gebet und Opfer. Es ist ein altes Erntefest, das mit viel Tanz begangen wird, Männer tanzen den Bhangra-Tanz, Frauen den Gidda-Tanz. Das Fest liegt meistens auf dem 13. April, in Ausnahmefällen (einmal in 36 Jahren) am 14. April. Es wird nicht nach dem Mondkalender berechnet, das Purnimantha-Datum und das Amantha-Datum ändern sich jedes Jahr für dieses Fest! Das Fest richtet sich nämlich nicht nach dem Mond, sondern nach der Sonne und kennzeichnet den Eintritt der Sonne in das Mesha-Rasi, also Mesha-Sankranti, und markiert den Beginn eines neuen Sonnenjahres in manchen Kalendern, ist also zugleich Sonnen-Neujahr. Spielt eine wichtige Rolle in Nordindien und ganz besonders im Punjab und in Haryana. In Kerala wird das Fest Vishu genannt, in Assam trägt es den Namen Bohag Bihu. Für die Sikh ist es ebenfalls ein wichtiges Fest und erinnert an die Gründung der Khalsa (siehe Sikh-Feste).

Zur Erklärung der Fachbegriffe:
Amantha-Monat: Mondmonat von Neumond zu Neumond
Amavasya: Neumond
Jayanti: Geburtstag
Krishna, Krishna Paksha: dunkle Monatshälfte eines Mondmonats von Vollmond bis Neumond
Paksha: Die Hälfte eines Mondmonats
Purnima: Vollmond
Purnimantha-Monat: Mondmonat von Vollmond zu Vollmond
Rasi = Teil der Ekliptik. Die Bahn der Erde um die Sonne ist in 12 Rasis unterteilt, jeder Rasi deckt 30 Grad ab. Entspricht einem Tierkreiszeichen. Der Name der Rasis lautet: Mesha, Vrisha, Mithuna, Karkata, Simha, Kanya, Tula, Vrischika, Dhanus, Makara, Kumbha, Mina. Ein Rasi deckt sich mit den Sonnenjahresmonaten und überlappt mit den Mondjahresmonaten.
Samakranti, Sankranti, Samkranti = Erster Eintritt der Sonne in ein Rasi. In einem Jahr gibt es also 12 Samkranti. Ein Samkranti kann theoretisch zu jeder Tages- und Nachtzeit eintreten.
Shukla, Sukla, Sukla Paksha: helle Monatshälfte eines Mondmonats von Neumond bis Vollmond
Tithi: Mondtag, Mondphase. Ein Tithi ist ein Mond-Tag. In einem Tithi macht der Mond 12 Grad im Vergleich zur Position der Sonne gut. Ein Mondmonat hat 30 Tithis, 15 mit zunehmendem und 15 mit abnehmendem Mond. Ein Tithi dauert durchschnittlich 23.625 Stunden. Ein Tithi ist in der Länge variabel und kann von 19 bis 26 Stunden andauern.

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Feste des Islam - Jahresübersicht
Feste der Baha'i - Jahresübersicht
Feste der Sikh - Jahresübersicht
Feste der Hindus - Jahresübersicht
Feste Rajasthans - Jahresübersicht
Indien: Staatliche Feiertage
Indien: Feste mit besonderem Rhythmus: Kumbh Mela

andere Feste, Literatur zu Festen
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