Bernhard Peter
Kloster Zhalu: frühe buddhistische Malereien im oberen Umrundungsweg (1)

Kloster Zhalu (Xalu, Xialu, Shalu):
Zhalu ist ein Kloster 4 km südlich der Verbindungsstraße Gyantse-Shigatse, ca. 21 km vor Shigatse in einem Seitental gelegen. Wörtlich bedeutet der Name "Sprößling". Dieses Kloster hat als Hauptattraktion frühe buddhistische Malereien. Gemeinsam mit den Klöstern Drathang und Gongkar hat gehört es zu den Heiligtümern mit den feinsten und frühesten buddhistischen Malereien in Tibet. Im Gegensatz zu vielen anderen, in der Kulturrevolution zerstörten und später wiederaufgebauten Klöstern entging dieses Meisterwerk der sinnlosen Zerstörungswut. Gegenwärtig wird das Kloster restauriert, wobei zuerst die Sicherung der Mauern und Dächer im Vordergrund steht..

Das Kloster Zhalu wurde durch Chetsun Sherab Jungnay (Chetsün Sherab Jungnä) um 1040 AD gegründet, und aus der Zeit des 11. Jh. stammt auch der ebenerdig gelegene Gonkhang mit seinen alten Malereien. Im frühen 14. Jh. entwickelte sich das Kloster zu einem der wichtigsten geistlichen Zentren unter dem Abt Butön Rinpoche (1290-1364), einem der wichtigsten tibetischen Gelehrten. Dieser ist berühmt, weil er das gesamte damals im 14. Jh. vorhandene buddhistische Schrifttum auf Authentizität untersuchte und zusammen mit Tshälpa Künga Dorje einen Kanon als verläßlich erachteter Überlieferungen zusammenstellte, sowie hier in diesem Kloster die 108 Bände grundlegender buddhistischer Lehrtexte, den Kanjur, und 200 Bände Kommentare, den Tanjur, zusammenbrachte. Er sammelte nicht nur, sondern legte auch aus und verfaßte eigene Schriften, woraus die allerdings wenig bedeutende Zhalu-pa entstand, die Schule von Zhalu.

Abt Butön Rinpoche war es auch, der das Kloster mit 499 tantrischen Mandalas ausmalen ließ, wovon einige in den Räumen des zweiten Obergeschosses überlebt haben, in mal mehr, mal weniger gutem Zustand. Das Kloster wurde auf Bitten dieses Abtes vom lokalen Machthaber Kunzang Drakpa Gyaltsen ab 1305 erweitert. Dabei wurde Kloster Zhalu durch tibetische und nepalesische Künstler im Stile des Newar-Meisters Arniko (1245-1306), der in der zweiten Hälfte des 13. Jh. am Hof des Kublai Khan in Beijing tätig war und dessen Schüler sie waren, mit Malereien ausgeschmückt. Der Umrundungsweg im ersten Obergeschoß wurde in den Korridoren, aus denen nur ein einziger Durchbruch in das zentral gelegene Heiligtum führt, mit ca. 100 Szenen aus dem Leben Buddhas ausgemalt. Die wundervollen Malereien präsentieren sich heute in den unterschiedlichsten Stadien der Erhaltung, eingedrungene Feuchtigkeit, mechanische Beschädigungen und an manchen Stellen unsachgemäße Ausbesserungen lassen dieses Kunstwerk zu einem äußerst bedrohten werden.

Auf dieser Seitenfolge werden ausschließlich Malereien des frühen 14. Jh. aus dem oberen Umrundungsweg im Stile der Newari-tibetisch-mongolischen Schule präsentiert.

Malereien im oberen Umwandlungsgang (1) - (2) - (3) - (4) - (5) - (6) - (7)

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009
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