Bernhard Peter
Die Medrese Kukeldash in Bukhara

Die Vorderfront der Kukeldash-Medrese von 1568-1569 unterstreicht ihre gewaltigen Ausmaße: Die seitlichen Türme schließen nicht direkt an die Zellengalerie an, sondern dazwischen ist noch eine zusätzliche Einheit mit kleinen Blendbögen und noch kleineren Fenstern, desgleichen zwischen Pishtaq und erster Zellen-Achse zusätzlich zu einem Stück gänzlich geschlossenen Mauerwerks. So kommt es, daß die Medrese in jeder der beiden Etagen nur jeweils 3 Studentenzellen rechts und links des Eingangs hat wie viele andere Medresen, daß sie aber insgesamt erheblich breiter ist. Die Außenmaße sind 69m x 86m.

Alle Zellen der Schaufront nach Süden im ersten Stock werden durch einen Gang hinter den Blendbögen erschlossen. Die mittlere untere Zelle hat eine Nische mit polygonaler Rückwand und kleinem Gewölbe.

Der Dekor ist zurückhaltend bis spärlich und vor allem dreitonig einfach, das schönste Feld ist das im Giebel des Pishtaqs, über einem Feld aus weißen und hellblauen Arabesken auf dunkelblauem Grund befindet sich ein ebensolcher Thuluth-Schriftfries in weiß auf Dunkelblau, zwischen den Hasten ergänzt durch eine weitere hellblaue Zeile in teilweise verflochtenem archaischen Kufi. Ringsum wird das Ganze eingerahmt von nacktem Ziegelmauerwerk ohne Zierelemente.

Zurückgesetzt über dem Eingang ist ein in den hohen Bogen eingemauerter Balkon; der Iwan findet hinten einen geraden Abschluß. Rechts und links des Eingangs sind zu beiden Seiten Fenstergitter. Der Eingangsweg ist wiederum kein gerader, sondern ein sich zu beiden Seiten verzweigender und doppelt geknickter, wodurch man den Hof zu beiden Seiten des Südiwans betreten kann, aber nicht durch ihn hindurch. In den beiden äußeren Abschnitten des Eingangsportikus sind die Gewölbeziegel fischgrätartig gesetzt, so daß sie der Rippenstruktur des achteckigen Gewölbes entsprechen, ein toller optischer Effekt. Die beiden jeweils nach Norden anschließenden Räume, die man als letzte vor dem Betreten des Hofes durchschreitet, haben ein reines Netzgewölbe, wobei fünf sternförmige Felder zwischen den Rippen mit Keramik-Mosaik gefüllt sind.

Die Medrese aus der Abdllah-Khan-Zeit (1557-1598) hat zwei Hof-Iwane, einen im Süden und einen im Norden. Rechts und links sind jeweils drei Zellen-Einheiten, in den abgeschrägten Ecken nochmals jeweils drei. Nord- und Südseite werden durch eine lange, ununterbrochene Reihe von jeweils 9 Zellenachsen auf jeder Seite (zweistöckig) verbunden. Zieht man die beiden Durchgänge im Südtrakt im Erdgeschoßniveau ab, kommt man auf 40 Räume, dazu 6 an der Vorderfront, im Obergeschoß sind es 42 sichtbare Zugänge plus die sechs an der Vorderfront, dazu noch kleinere Räume in den "Lücken". Damit ist die Medrese eine der größten, geht man davon aus, daß die größeren Eckräume anderweitig genutzt wurden und die Zellen doppelt belegt waren, ergibt sich ein Fassungsvermögen von etwas mehr als 150 Studenten. Der weitläufige Hof wird in seiner Wirkung erheblich beeinträchtigt durch späteren Einbau eines moderneren einstöckigen Blockes in der Mitte, der, egal wie man sich stellt, den Blick auf den Rhythmus der Zellenreihen verstellt und die optische Geschlossenheit des Baus zerreißt.

Die vier Ecklösungen haben schöne Gratgewölbe, desgleichen die Decken in den Durchgängen zum Hof rechts und links des südlichen Hofiwans im Eingangsbereich. Z. B. der erste Raum gleich hinter dem Eingangsiwan spannt ein sehr hübsches Netzgewölbe aus lauter gegeneinander verschobenen Spitzbögen auf, indem jede Ecke des kreuzförmig erweiterten Raumes mit den beiden übernächsten Ecken eine bogenförmige Verbindung aufspannt (primäre Gewölberippe), die sich oben überschneiden und Ansatzpunkt sekundärer Rippen von primärer zu primärer Rippe werden.

Eine Besonderheit dieser Medrese ist die abwechslungsreiche Gestaltung der durchbrochenen Fenstergitter über den Türen jeder Zelle, hier werden einem die unendlichen Möglichkeiten bewußt, ein Wabenmuster auf Sechseckbasis zu erzeugen und als Mosaik farbiger keramischer Einlagen zu gestalten. Reste von glasierter Keramik findet sich in den Bogenfeldern der Hof-Fassaden, ansonsten sind sie weitestgehend schmucklos.

Der Name der Medrese leitet sich ab von dem des Wezirs Kulbab Kukeldash.

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
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