Bernhard Peter
Altstadt von Khiva: Muhammad Raxim Xon Medrese

Madrasa Muhammad Rachim Khan (1871 AD) Synonyme: Medrese Muhammad Raxim Khan
Dies ist eine der größten Medresen Khivas, und eine der insgesamt 5 Medresen mit fliesenverziertem Pishtaq. Sie liegt im Westen der Altstadt, vis-à-vis von der alten Festung Kunja Ark. Von dort hat man auch bei Sonnenuntergang den besten Blick auf die schimmernde Fassade. Vor der eigentlichen Medrese liegt im Westen ein großer ummauerter Vorhof mit umlaufend angeordneten Zellen. Der Aufbau des Pishtaqs folgt dem typischen Schema: Die polygonal abschließende Iwannische wird mit einem reich ornamentierten, spitzbogig ausgeschnittenen Feld zu einem Rechteck ergänzt. Typischerweise finden sich hier reichlich florale Elemente, Arabesken in Hülle und Fülle, hier mit einem bauchig gelappten Rand. Darüber liegt eine schmalrechteckige Zone, das zentrale Giebelfeld, das wiederum reich verziert ist und Schrift enthält. Hier ist es eine einzeilige Nastaliq-Inschrift. Diese Hauptfelder werden von gestaffelten dreiseitigen bandförmigen Rahmen umgeben, die abwechselnd naturbelassenes Ziegelmauerwerk und Zierkacheln (hier floral) zeigen. An der rechten und linken Außenkante des Pishtaqs verlaufen je eine Halb- oder Dreiviertelsäule, reichlich mit geometrischer Kachelornamentik verziert. Schließlich liegt allem oben noch eine doppelte Querzeile Muqarnas als oberer gerader Abschluß auf. Die Fassade ist zweistöckig, die den Hof umgebenden Zellentrakte aber nur einstöckig.

Zum Innenhof öffnen sich insgesamt 4 Iwane, ca. 1.7mal so hoch wie die rechts und links angrenzenden Zellengalerien. Alle 4 Iwane haben oben im zentralen Giebelfeld einen Inschriften-Fries mit Nastaliq-Kartuschen. Außen am Haupteingang hatten wir eine durchgehende Zeile, aber bei den Innen-Iwanen sehen wir wie bei einem Gedicht in Kartuschen gruppierte Wortgruppen. Nur der Südiwan ist eine offene Halle, allerdings ist der Durchgang zum Kuppelraum nur halb so hoch wie die Iwanöffnung. Der Nordiwan sowie die im Westen und Osten geben Zugang zu je zwei weiteren Wohnzellen. Es sind rein architektonisch-strukturelle und keine funktionellen Iwane. Sie sind alle gleich hoch.

Der Hof hat an den Seiten rechts und links des Iwans je 2 Zellen, also im Norden insgesamt 6, im Süden 4 Zellen. Die Ostseite hat auf diese Weise ebenfalls 6 Zellen. Der Westflügel – also der mit dem Haupteingang – ist anders gebaut: Seitlich des Hof-Iwans liegen die beiden symmetrischen Durchgänge. Alle 4 Ecken des Hofes sind abgeschrägt und enthalten die Zugänge zu je drei weiteren Zellen. Die Struktur der Zellen folgt dem Standardschema: Blendnische, Türöffnung mit geschnitzter doppelflügeliger Holztür, darüber ein Querbalken eingemauert, darüber ein weißes geometrisch durchbrochen gearbeitetes Fenstergitter. Der Westtrakt hat in den Ecken jeweils einen überkuppelten Raum.

Über allen Zellen sind Majolika-Giebelfelder mit floralem Schmuck. Die Wände sind mit einzelnen grünen x-förmig taillierten und mit Querstrich versehenen Elementen verziert.

Insgesamt 4 Treppen führen vom Hof aus auf das Dach, wobei die Treppen jeweils ihren Ausgang nehmen in der Seitenwand der Blendnische vor der letzten Zelle vor der Eckschräge. Sie ordnen sich der Architektur gänzlich unter, was hier nicht so tragisch ist, weil es ja nur zum Dach geht, aber bei zweistöckigen Medresen durchaus unbequem werden kann. Die Treppenhäuser sind eng und steil. Um eine höhere Steigung zu ermöglichen, sind die Stufen teilweise versetzt schräg gestellt, vor allem im mittleren Teil der Passage. Hier möchte man keine Möbel durchschleppen müssen! Oben enden die Treppenhäuser in tunnelartigen schräggestellten gemauerten Schalen, dreieckig von der Seite, bogenförmig gewölbt im Querschnitt. Leider sind in dieser Medrese alle vier oben vermauert.

In der Mitte des Hofes ist ein viereckiger Garten, daneben ein Brunnen.

Die Kuppellandschaft des Westflügels ist beeindruckend: Wir haben die zwei großen Eck-Kuppeln über den Eckräumen im NW und SW, wobei die im SW höher ist als die im NW, dazwischen eine kleine Reihe niedriger und flacher Kuppeln über dem gesamten Westtrakt , dazu zwei große Halbschalenkuppeln hinter den beiden Iwanen, dem nach außen zum Vorhof und dem nach innen zum Innenhof, die hier wie Rücken an Rücken stehen, zwischen sich die niedrigen Kuppeln über dem Eingangsfoyer. Dazwischen befinden sich noch die tunnelartigen Enden zweier weiterer Treppenhäuser.

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© Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
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