Bernhard Peter
Hase, Sakurai (Präf. Nara): Hasedera, Teil (1): Beschreibung


Lage und Erreichbarkeit, Touristisches
Der Hasedera liegt in der Präfektur Nara, ca. 19 km südsüdöstlich der Stadt Nara, die uns auch als Ausgangspunkt für die Anfahrt dient (Adresse: 731-1 Hase, Sakurai, Nara 633-0112). Die Verkehrsanbindung ist gut, man fährt zunächst von Nara mit JR nach Sakurai, also genau nach Süden; das wird von der Sakurai Line oder der Man-yo-Mahoroba Line bedient. In Sakurai wechselt man auf die Kintetsu Osaka Line (Achtung, Rail-Paß gilt nicht mehr!). Man nimmt einen der nach Osten fahrenden Züge; mögliche Zielbahnhöfe sind Nabari, Isuzugawa oder Aoyamacho. Man fährt damit zwei Stationen (von D42 nach D44) und steigt in Hasedera aus. Der Semi-Expreß hält in Sakurai, der Expreß auch, aber der Suburban Semi-Expreß nach Yamato-Asakura hält NICHT in Hasedera. Die Frequenz ist so, daß man sich keine Gedanken machen muß, ca. alle 10-25 min. fährt ein Zug. Zurück steigt man in Hasedera in einen Zug der Richtung Osaka-Uehommachi, 2 Stationen bis Sakurai, dann mit JR nach Nara. Angekommen in Hasedera, muß man nach Norden. Man folgt der Hauptstraße in großem Bogen talwärts, überquert erst die Hauptstraße, dann den Fluß Yamato (Yamato gawa) über die Sankyu-Brücke und nimmt am nördlichen Flußufer die erste Straße rechts. Hier liegen etliche frühere Pilgerherbergen. Dieser folgt man, bis vor einem markanten kleinen Hügel eine Straße links abgeht. Dieser folgt man zwischen zwei Hügeln hindurch über einen leichten Sattel. Wieder unten angekommen, findet man den Tempeleingang direkt an der nächsten Straßenkreuzung, dort nach links halten, dann kommt man nach 85 m zum Tickethäuschen. Ab Bahnhof ist das eine Strecke von 1,7 km. Wer nicht die Abkürzung durch die Hügel nimmt, folgt weiter der Straße am Fluß entlang und kommt so nach 120 m zum ebenfalls sehenswerten Tempel Hoki-in, und nach diesem biegt man nach links ab und kommt nach 150 m zur vorgenannten Kreuzung mit dem Tempeleingang.

Der Tempel hat eine einzigartige Stimmung, die zu einer Fünfsterne-Empfehlung führen. Wenn man aus dem Bahnhof kommt, der Zug wieder weitergefahren ist, steht man irgendwie in einer anderen Welt: Es ist ländlich, es ist kleinmaßstäblich, es ist still und dörflich. Hier sind keine Touristen, hier erwartet niemand Touristen, hier freut man sich über einen Ausländer, der hierher findet. Und dieser Eindruck setzt sich fort durch das ganze Dorf, am netten und hilfsbereiten Tempelbüro, bei den netten und herzlichen Mönchen: Man ist willkommen und wird nett aufgenommen, man darf alles sehen. Ja, so ist Japan abseits der Großstädte und des Massentourismus. Der Tempel ist eine sehr große Anlage am Berghang mit weitläufigen Wegen und interessanten Gebäuden, und es gibt sehr viel zu sehen. Man fühlt sich wie ein Entdecker abseits der ausgetretenen Pfade. Von den Terrassen aus hat man einen herrlichen Blick auf die umliegende Natur, der Tempel ist wie verwachsen mit dem Berghang, und immer tun sich neue Wege und Perspektiven auf. Der Tempel ist eine lebendige Glaubensstätte mit nur einheimischen Besuchern. Und wenn dann noch mittags die Mönche auf den Turm steigen und der Klang der geblasenen Muschelhörner durch das Tal schwebt, ist das Glück perfekt: Genau hier möchte man die Zeit einfach anhalten.

Und der Tempel ist berühmt wegen seiner Blütenpracht. Insbesondere die Strauchpäonien werden hier in großem Stil kultiviert, so daß es hier im Mai regelmäßig eine wunderbare Blütenpracht gibt. Aber auch in anderen Monaten gibt es viele saisonale Blüten, von den Kamelien im Januar und Februar über die Rhododendren im Mai und Juni und den Hortensien zur Regenzeit bis hin zu den Campsis im September. Aber es sind vor allem die unzähligen Pfingstrosen in vielen Arten und Varietäten, weshalb der Tempel als Pfingstrosentempel bezeichnet wird. Allein die gedeckte Treppe wird von rund 700 dieser Pflanzen begleitet. Insgesamt gibt es 150 Sorten in 7000 Exemplaren auf dem ganzen Gelände. Weiterhin gibrt es 3000 Hortensienbüsche im Tempelbereich.


Geschichte und Bedeutung
Der Hasedera hat eine lange Geschichte und stammt aus dem 7./8. Jh., auch wenn die Gebäude alle neueren Datums sind. Domyo Shonin (Doumyou Shounin) baute sein erstes Gebäude am westlichen Hang, etwa dort, wo sich heute der Moto-Hasedera befindet. Im Jahre 686 (Akamidori 1) ließ er eine Bronzetafel anfertigen mit einer Darstellung der Hokke-Sutra und hier zur Verehrung aufstellen, um für die Genesung des kranken Kaisers Temmu zu beten. Im Jahre 727 (Shinki 4) baute der Priester Tokudou auf Geheiß des Kaisers Shoumu auf dem östlichen Berghang das erste Heiligtum für die elfgesichtige Kannon. Tokudou war ein glühender Verehrer der Kannon, und auf ihn geht die Schaffung des Saigoku-Kannon-Pilgerweges mit seinen 33 Stationen zurück. So ist es gerechtfertigt, den Hasedera als Geburtsort dieser Pilgerreise zu bezeichnen, denn der Kannon-Kult im Hasedera und durch den Pilgerweg entstanden zeitnah und durch die gleiche Person. Dieser Priester positionierte damit den Hasedera als wichtiges Zentrum der Kannon-Verehrung.

Ganz früher gehörte der Tempel zur Kegon-Schule. Während der Heian-Zeit entwickelte er sich bereits zum Pilgerzentrum. Im Genji Monogatari wird er ebenso wie in mehreren anderen Werken der Hofliteratur erwähnt, denn er war ein beliebtes Ziel für pilgernde Aristokraten und Hofdamen aus der Residenzstadt. Mehrfach brannte der Tempel ab, so daß seine ältesten Gebäude, die Haupthalle und der Glockenturm, heute aus der Edo-Zeit um 1650 stammen.

Der Tempel gehört seit 1588 der Richtung des Shingon-Buddhismus an. Innerhalb dieser Schulrichtung gibt es eine Unterschule, die Buzan-ha, für die er den Haupttempel darstellt. Buzan ist der Bergname des Hase-dera. Diese Schule geht zurück auf den Priester Sennyo Soujou, der im Jahre 1588 (Tenshou 16) in den Hasedera kam. Ihm zu Ehren wird am 5. Mai "Sennyo Soujou Ondokue" gefeiert. Der Hintergrund dieses Richtungswechsels ist, daß Toyotomi Hideyoshi einst den Tempel Negoro-ji in der Provinz Kii zerstören ließ. Unter den überlebenden Mönchen gab es zwei, die unterschiedliche Zweige des Shingon-Buddhismus begründeten, und einer davon war eben dieser Priester Sennyo Soujou, dem Toyotomi Hidenaga, ein Halbbruder des Feldherrn, diesen Hasedera als neue Heimstatt anbot.

Der Hasedera ist ein wichtiges Pilgerziel auf dem Saigoku Sanjusan-sho (Saigoku Sanjuusan-sho), der insgesamt 33 Kannon-Tempel in der Region Kansai miteinander verbindet. Die Anzahl 33 orientiert sich an den 33 Erscheinungsformen der Kannon. Der Hasedera ist Station Nr. 8 (Kannon reijou dai hachi ban), man besucht ihn nach dem Oka-dera in Asuka, Präfektur Nara, wo man eine Kannon mit wunscherfüllendem Juwel (Nyoirin Kannon) verehrt, und vor dem Nanen-do (südliche Rundhalle des Kofuku-ji) in Nara, Präfektur Nara, wo das Kultbild eine seilschwingende Kannon (Fukuukenjaku Kannon) ist. Hier im Hase-dera wird als Kultbild eine elfköpfige Kannon (Juuichimen Kannon) verehrt. Der Hasedera ist die offizielle Station auf dem Pilgerweg, dazu gibt es noch einen nicht offiziell mitgezählten Sonder-Stopp (Bangai), das ist der eingangs genannte Hoki-in (Houki-in), an dem man vorher vorbeikommt.

Der Tempel ist weiterhin Bestandteil einer kurzen Pilgerroute, des 2015 eingerichteten Nara-Yamato-vier-Tempel-Pilgerweges, zu diesem gehören neben dem Hasedera der Murou-ji bei Uda, der Oka-dera in Asuka und der Abe-Monju-in in Sakurai, womit einige der ältesten und wichtigsten Tempel der Region in einer Route erlebt werden.

 

Abb. links: erstes Goshuin vom Hasedera in Hase, Sakurai (Präfektur Nara), rechte Spalte unten: Datum: 9.9.2019. Abb. rechts: zweites Goshuin des Hasedera, Datum: 9.9.2019.

 

Abb. links: drittes Goshuin vom Hasedera in Hase, Sakurai (Präfektur Nara), Datum: 9.9.2019. Der rote Stempel oben links nimmt Bezug auf die 33 Stationen des Kannon-Pilgerweges, die Zahl 33 ist in Kanji zu erkennen. Abb. rechts: viertes Goshuin vom Hasedera, Datum: 9.9.2019.

 

Abb. links: fünftes Goshuin vom Hasedera in Hase, Sakurai (Präfektur Nara), Datum: 9.9.2019. Abb. rechts: sechstes Goshuin vom Hasedera, rechte Spalte unten: Datum: 9.9.2019.

Es gibt übrigens noch einen zweiten Tempel des Namens Hase-dera, nämlich in Kamakura. Eine hübsche Legende besagt, daß der Schöpfer der großen Kannon-Figur noch eine zweite anfertigte und ins Meer warf, damit sie sich selbst ihren Platz suchen möge. Diese Opfergabe wurde in der Nähe von Kamakura an den Strand gespült, und so entstand dort auch ein Hasedera, so die nette Erzählung. Die Legende wird dadurch genährt, daß auch die Kannon-Statue in Kamakura über 9 m hoch ist. Bei näherem Hinsehen ist neben dem Namen auch die Tatsache, daß jeder der beiden Tempel auf einem wichtigen Kannon-Pilgerweg liegt, eine Gemeinsamkeit. Beim Tempel in Kamakura ist es der Pilgerweg Bandou Sanjuusankasho. Beide Tempel sind zudem etwa gleich alt. Das war es aber auch, denn der Hasedera in Kamakura gehört zu einer ganz anderen buddhistischen Schule, zur Joudo-shuu.


Rundgang und Beschreibung: Vom Tor zur Hauptebene
Der Eingang zum Tempelbezirk liegt im Südosten, und von der Straße führt ein ca. 90 m langer Weg zum ersten Tor. Der breite Hauptweg, an dessen Beginn sich das Empfangsgebäude Souketsuke (Rast-Bereich für Besucher, mit Figur von Akiba Gongen) und eine steinerne Ishi-Kannon befinden, wird rechterhand auf seiner Nordseite von einem Subtempel begleitet, dem aus mehreren Hallen bestehenden Fumon-in mit abschließender Fudo-Halle (Fudo-dou, Acala-Halle). Auf der anderen Seite zweigt ein fast paralleler, aber leicht abweichender und steiler ansteigender Weg ab, über den man an den sanitären Anlagen vorbei zum Daikodo kommt, dazu später mehr. An diesem Weg befinden sich nach wenigen Metern linkerhand ein steinernes Monument mit Dichtung und ein Text-Monument, das die elfköpfige Kannon preist.

Nach 80 m auf dem hauptweg kommt man zum Empfang mit Ticketbüro (Uketsuke). Direkt hinter diesem ragt auf einem hohen Sockel über einer Treppenflucht das zweistöckige Niomon auf, das Haupttor des Hasedera. Es besitzt in den beiden seitlichen Kompartimenten zwei Nio-Wächterfiguren, gegen Vogeldreck verkleidet, so daß man keinen wirklich guten Blick auf sie erhaschen kann. Sowohl die Galerie als auch das Irimoya-Dach kragen auf einer vielgliedrigen und komplizierten Klammerkonstruktion vor. Diese und die vielen Schnitzereien verleihen dem Tor eine repräsentative, die schiere, geländebedingte und konstruktiv übersteigerte Höhe eine beeindruckende Wirkung. Das Tor ist mit Hongawarabuki gedeckt. Über dem Tor befindet sich im Obergeschoß eine Figur von Shaka Sanzon Juuroku Rakan, also von Buddha Shakyamuni mit 16 Gefährten. Das 5,40 m hohe Tor in seiner heutigen Form wurde 1889 erbaut (Meiji 22). Es ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert. Über dem Eingang befindet sich eine Kalligraphietafel mit dem Namen "Hasedera" nach einer Kalligraphie von Kaiser Go-Youzei. 2017 wurde das Tor restauriert, dabei wurde das Dach neu gedeckt, neben anderen Reparaturen. Rechterhand befindet sich, um 90° gegenüber dem großen Tor gedreht, ein zweites, kleineres Tor mit Satteldach und mit eigener Treppenanlage davor.

Direkt hinter dem Tor beginnt ein steiler Aufstieg mit der Treppe in einem gedeckten, beiderseits offenen und 110 m langen gerade nach oben verlaufenden Korridor (Nobori-rou, ansteigender Gang). Der Blick hinauf eröffnet atemberaubende Perspektiven. Am Anfang des Korridors befindet sich rechterhand am Fuß der Stützmauer eine Gedenkstätte für Doumyou Shounin, mit Steinpagode und einer Einfassung aus Steinstelen zur Erinnerung an den Priester Doumyou. Auf dem Weg nach oben zweigen nach rechts die Zugänge zu mehreren Gebäuden ab, der erste zum Shuu-houzou (Schatzhaus) und neuen Museumsbau dahinter, auf dem Gelände des ehemaligen Subtempels Shoujou-in. Dieses Museum ist aber nur im Herbst (Mitte Oktober bis Anfang Dezember) und im Frühjahr (Mitte April bis Mitte Mai) geöffnet, im Sommer geht man leer aus. Der zweite abzweigende Weg führt zu einem Subtempel, dem Gachirin-in. Hier ist eine große Fläche mit Strauchpäonien bepflanzt (Botan-en = Päonien-Garten). Im April findet im Tempel das Fest "Botan Matsuri" statt. Auch linkerhand liegen Subtempel, ganz unten der Kangi-in mit Shouwaryou, dann nach einem kleinen Querweg der Baishin-in und der Jigen-in, zuletzt der Konren-in, hinter dem weiter westlich noch der Hongan-in liegt, wobei die beiden letztgenannten von einem anderen Weg aus erschlossen werden. An einer riesigen Zeder (Tengu-sugi) knickt der von Steinlaternen gesäumte Korridor um ca. 105° nach rechts ab. An dieser Knickstelle kann man auch den Korridor nach Norden verlassen, dort stehen ein Handwaschbecken und eine Jizou-Figur, weiterhin eine Grabpagode, und der Treppenweg führt durch den dichten Baumbestand weiter nach oben, final zum Kaizandou (Gründer-Halle). Ein kleiner Stichweg zweigt nach links ab zum Schrein Sanbu Gongen-sha.

Zurück zur Tengu-Zeder: Nach weiteren 45 m und etlichen passierten Steinlaternen kommt man zu einem zweiten Knick, an den außen der Eckbau Zaou-doo angebaut ist. vor dem der Weg wieder um 85° nach Norden abknickt. Im Zaou-dou wird Zaou-gongen verehrt. Zaou Gongen ist eine im Shugendo angesiedelte Gottheiten, und eine der wichtigsten synkretistischen Gottheiten. Zaou dai-gongen ist eine buddhistisch-eklektische Gottheit, also eine buddhistische Gottheit nach Art des Shintoismus umgeformt und verehrt. Vor der Halle liegt ein riesiges steinernes Vajra. Die Gottheiten werden meist mit zornigem Gesichtsausdruck und mit einem Vajra in der rechten Hand dargestellt, bereit zum Zuschlagen. In dieser Halle werden im hinteren Teil drei Götterbilder hinter den Vorhängen aufgestellt. Alle drei Figuren ähneln im Erscheinungsbild den Lichtkönigen (Myou-ou): zorniger Gesichtsausdruck, hochstehender Haarschopf, rechtes Bein zum Fußtritt erhoben, linke Hand mit Schwert-Mudra. Zaou ist ein Gongen, eine Manifestation bzw. ein Avatar dreier buddhistischer Gottheiten: 1.) historischer Buddha Shakyamuni (Shaka-nyorai), 2.) Bodhisattva Avalokiteshvara (Kannon Bosatsu), 3.) Buddha Maitreya (Miroku Bosatsu), also der Buddhas der Vergangenheit und der Zukunft und des Bodhisattva der Barmherzigkeit in der Gegenwart. Buddhismus und Shintoismus gehen hier eine enge Verbindung ein. Als in der Meiji-Zeit die Trennung beider Religionen forciert wurde, war für diesen Synkretismus kein Platz mehr. Viele Verehrungsstätten des Zaou Gongen wurden in Shinto-Schreine umgewandelt, und oftmals wurde aus Zaou gongen die Shinto-Gottheit Ame no mikumari no kami.

Dann geht es das letzte und dritte Korridorstück steil nach oben. Auf der Bergseite sieht man bereits die mächtige Stützkonstruktion der Haupthallenterrasse aus unzähligen Holzbalken. Das letzte und dritte Korridorstück ist noch einmal 41 m lang, und dann ist man oben auf der Hauptterrasse. Insgesamt ist dieses dreiteilige Korridorsystem knapp 200 m lang und hat 399 Stufen. Ursprünglich wurde dieser Korridor im Jahre 1039 (Chouraku 3) von Nakatomi no Nobukiyo erbaut, dem Oberpriester des Kasuga Taisha in Nara. Er dankte damit der Genesung seines kranken Kindes. Im Jahre 1899 (Meiji 22) wurden der untere und der mittlere Abschnitt im Originalstil neu gebaut und mit den Hasedera-typischen Laternen ausgestattet. Der Korridor ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert.

Der Weg führt unter dem Glockenturm (Shoro, Shourou) hindurch, in dem oben die Onoue-Glocke (Onoue-no-kane) hängt. 1984 wurde die Glocke ausgetauscht, eine Replik hängt nun im Turm, während sich das Original im Museum befindet. Zwischen diesem und der Haupthalle steht ein größerer Shinto-Schrein (San-byaku-yo-sha, san-byaku = 300), auf der Talseite stehen kurz vor dem Glockenturm vier kleine Schreine als Gruppe, der letzte wird Mezubunin-sha genannt. Der Glockenturm ist ein Bauwerk mit vielen Funktionen: Nicht nur die Glocke wird hier angeschlagen, sondern hier oben stellen sich auch die Mönche auch auf, wenn sie auf Muschelhörnern mittags Signale blasen. Und der Turm ist eine wichtige Wegekreuzung, denn einmal geht hier der Hauptweg vom Korridor auf die Hauptebene hindurch, und quer dazu geht der Weg von der Hauptebene in den Zwischengang (Ai-no-ma) der Haupthalle. Der Glockenturm wurde 1650 errichtet.


Rundgang und Beschreibung: Die Haupthalle und ihre Kultbilder
Die Haupthalle (Hondo, Hondou) ist seit 2004 als Nationalschatz klassifiziert. Sie stammt aus der frühen Edo-Zeit und wurde 1650 erbaut. Es war der dritte Tokugawa-Shogun, Iemitsu, der den Bau der großen Halle mit einer finanziellen Zuwendung an den Tempel ermöglicht hatte. Sie wird alternativ auch als Kannon-do oder Daihikaku bezeichnet. Die komplexe Struktur setzt sich zusammen aus einer rückwärtigen Andachtshalle (Shodo, Shoudou) mit 7 x 4 Pfostenabständen mit einem angesetzten Dach vorne und an den beiden Seiten, einem Ai-no-ma und einer vorderen Andachtshalle (Raido, Raidou) von 4 x 9 Pfostenabständen. Letztere ist überhängend auf einer hölzernen Tragekonstruktion gebaut mit einer angrenzenden großen, talseitigen Holzterrasse. Dieser Stil mit überhängender Tragekonstruktion wird Kake-zukuri genannt. Der Fußboden besteht aus glänzend poliereten Holzdielen. Hier übernachten auch schon mal Pilger auf dem Boden, wenn sie zur Verehrung des Hauptkultbildes angereist sind und sich keine Pilgerherberge leisten können oder wollen. Der Zwischenraum Ai-no-ma besitzt einen Fußboden aus Steinplatten. Der Gejin für die Besucher liegt etwas tiefer als der Bereich Shodo für die Priester. Beide Teile der Haupthalle sind einstöckig. Das Dach ist prinzipiell vom Irimoya-Typ, aber durch die spezielle Konstruktion etwas komplexer. Über dem Eingang befindet sich ein dreieckiger Giebel, am den Seiten jeweils ein Chidori-hafu. Das Dach ist mit Hongawarabuki-Ziegeln gedeckt. Über dem verandaseitigen Eingang ist eine Kalligraphie-Tafel angebracht mit dem Wortlaut "Daihikaku". Wörtlich bedeutet das "groß + Kummer, Trauer + Pavillon" und bezieht sich auf die unendliche Barmherzigkeit des Hauptkultbildes, denn Kannon hilft den Menschen gegen allen Kummer.

Das Hauptkultbild (Honzon, auch mit Honorativ-Präfix Go-honzon) ist eine stehende Figur der elfköpfigen Kannon (Juuichimen kanzeon bosatsu) aus der späten Muromachi-Zeit. Sie ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert. Es handelt sich um die Figur im Inneren der Haupthalle, nicht um die erheblich kleinere, vergoldete, die man vom Ai-no-ma aus sieht, das ist zwar auch eine elfgesichtige Kannon und ein wichtiges Kulturgut, aber eine andere Figur. Die 10,18 m hohe riesige Figur, um die es hier geht, ist aus dem Holz des Kampherbaums geschnitzt; das Holz stammt von Ominokuni Takashima. Die Oberfläche ist vergoldet. Die Haltung der Figur ist eine besondere, weil sie in der rechten Hand einen Shakujou-Stab mit sechs beweglichen Ringen am oberen Endbeschlag trägt (Khakkara). In der Linken hält sie einen Wasserkrug mit vier Lotusstengeln, einer mit Blüte, einer mit Knospe und zwei mit Blättern. Die Figur steht auf einem flachen Stein (Daibanjaku). Das Kunstwerk wurde 1538 (Tenbun 7) von Todaiji Busshouin Jissei Ryougaku geschaffen. Sie gilt als größte hölzerne Statue des Landes ihrer Art. Die Figur wird von zwei weiteren Statuen flankiert, Nandaryuuou und Uhoudouji.Auch diese beiden sind als wichtige Kulturgüter klassifiziert.

Uhoudouji ist die Kurzforn von Kongou sekishou zenshin uhou douji, eine weibliche Gottheit aus dem Grenzbereich zwischen Shintoismus und Buddhismus, die für Glück, günstiges Schicksal und Schutz vor Unglück zuständig ist. Einerseits gilt sie als die Form, in der die Sonnengöttin Amaterasu vom Himmel auf die Erde kam, andererseits hat sie eine Buddha-Natur und ist eine Manifestation von Buddha Dainichi. Dainichi ist die Buddha-Natur (Honjibutsu) von Amaterasu Oomikami. Attribute in der Kunst sind häufig ein Vajra und ein Juwel in den Händen, eine Pagode vom Gorintou-Typ auf dem Kopf und ein weißer Tanuki als Begleittier. Eine alternative Bezeichnung dieser Statue lautet Sekishou douji. Kannons Begleiter auf der anderen Seite ist Nanda-ryuuou, ebenso im Grenzbereich zwischen vorbuddhistischen Mythen und Buddhismus angesiedelt. Ein Ryuuou (ryuu = Drache, dahinter das Kanji für König) bezeichnet einen Drachenkönig und ist eine vorbuddhistische Drachen- oder Schlangengottheit. Der Buddhismus hat auch diese Gottheiten integriert und billigt ihnen eine Buddha-Natur zu. Es gibt mehrere Drachenkönige, z. B. Bananda (Batsunanda), Sakara (Shagara), Manasu (Manashi), Zennyo und eben diesen Nanda. Nanda ist die Buddha-Natur (Honjibutsu) des Shinto-Gottes Kasuga daimyoujin. Die hiesige Figur wurde 1316 von Shunkei geschnitzt. Noch einmal zurück zum Konzept des Honjibutsu: Es war pragmatisch, die beiden nebeneinander bestehenden Religionen miteinander zu verbinden und die Protagonisten jeweils zu integrieren. Deshalb sieht das Konzept auf der einen Seite Buddhas (Honjibutsu) vor, die quasi ewig im Hintergrund existieren, und auf der anderen Seite die Kami, die quasi eine lokale Manifestation davon (Suijaku) sind. Bevor der Buddhismus selbst als komplexe Religion in Japan ankam, bildeten die Kami quasi die für die Bedürfnisse der Menschen praktischer zurechtgemachte Vorboten ihrer dahinterstehenden Buddhanatur waren. So einfach war es, die Konkurrenz zu vereinnahmen, indem man sie einfach zu einer untergeordneten Erscheinungsform von sich selbst machte. Auch innerhalb der buddhistischen Figurenwelt gibt es solche Querverbindungen zwischen Buddhas, Manifestationen und Inkarnationen: Kannon kann als Manifestation von Amida angesehen werden, und Prinz Shoutoku Taishi wäre eine Inkarnation von Kannon.


Rundgang und Beschreibung: weitere Bauten auf der Hauptebene
In einer am Hang stehenden Halle (Aizen-do) nordöstlich der Haupthalle wird Aizen-myou-ou verehrt. In Sanskrit heißt er Ragaraja, und er gehört zu den Myou-ou, den Weisheitskönigen. Besonders im esoterischen Buddhismus wird er verehrt. Er wird auch als Mantra-König der Liebe bezeichnet. Dazu paßt so gar nicht seine wilde, schreckenerregende Darstellung. Seine Erkennungsmerkmale sind seine feuerrote Hautfarbe. Er kann bis zu sechs Arme und Beine besitzen und führt Waffen, in der Regel Pfeil und Bogen, aber auch andere Waffen sind möglich. Der Name "Mantra-König der Liebe" bezieht sich darauf, daß er mit seinen ganz speziellen Methoden die Leidenschaften der Menschen in die angemessenen Emotionen eines Bosatsu transformiert. Aizen-Myou-ou spielte ursprünglich in esoterischen Regenriten eine Rolle. Gegen Ende des japanischen Mittelalters verlor Aizen seine Bedeutung und kommt heute seltener vor, seltener als Fudou z. B. oder die Godai Myou-ou, die fünf großen Weisheitskönige (Fudou, Gouzanze, Gundari, Daiitoku und Kongouyasha).

Wendet man sich nach rechts in Richtung Nordosten, kommt man zum Kyuukeisho, das ist eine allseits offene Halle auf hohem Steinsockel, ein Ort zum Ausruhen. Vor dieser Halle ranken zahlreiche Campsis-Pflanzen, die noch im Spätsommer für orangefarbenen Blütenzauber sorgen. Dahinter steht eine Gruppe von drei Shinto-Schreinen am Berghang, Sansha-gongen genannt (san = 3, sha = Schrein, gongen = Manifestation). Im frühen Februar findet jeweils das Fest "Sansha Gongen Tsunakake Sai" statt. Weiter nach Nordosten wird Jizou verehrt. Unzählige Jizou-Figuren mit den typischen roten Mützchen und Lätzchen stehen in Reihen seitlich am Weg. Die in den dafür vorgesehenen Hallen aufgehängten Ema tragen Inschriften, in denen vom Segen, Kinder zu haben, die Rede ist, der rote Stempel verweist auf den Yamato Hasedera und den Subtempel Noman-in. Wiederum andere Ema tragen eine Jizou-Zeichnung mit Kindern, wieder verweist der rote Stempel auf den Yamato Hasedera und den Subtempel Noman-in, rechts aber steht: Mizuko Jizou Bosatsu, Mizu = Wasser, Ko = kodomo, also Wasserkinder: Das ist das Wort für ein totgeborenes Baby, ursprünglich auch für früh verstorbene Kinder. Hier ist der Higashi Jizou-zon, also östliche Kultstätte für Jisou Bosatsu. In den Plätzen zum Aufhängen der Ema sieht man auch Origami-Senbatsuru: 1000 Kraniche aus Origami, auf Schnüre aufgefädelt (sen = 1000, ba = Zählwort für Vögel, tsuru = Kranich). Hier beim Noman-in gibt es auch eine Fußspur Buddhas aus Stein, dahinter ist ein typischer Pilgerstabes mit klimpernden Ringen, wie Jizou ihn meist hat, aufgestellt. Man soll seine Hände auf Buddhas Füße legen und dann sagen: Namu Butsu! Durch diese Anrufung läßt man die Gottheit wissen, wo man sich befindet, damit sie helfen kann, u. a. gegen schmerzende Füße und Beine.

In der Halle Daikoku-dou gleich westlich der Haupthalle wird die Gottheit Daikoku-ten verehrt, die zu den Sieben Glücksgöttern (Shichi Fuku-jin) gezählt wird. Auf den ganzen roten Fahnen vor dem kleinen Gebäude steht: "Hase Daikokuten". Vor der Halle stehen auf zwei Postamenten wichtige Attribute der Gottheit, links der Glückshammer, rechts der Sack mit Reichtümern. Daikokuten hat als Tiergefährten die Ratte, rechts neben dem Sack dargestellt. Die im Inneren aufgestellte Gottheit steht auf zwei Reissäcken und hält in der rechten Hand den Glückshammer. Die Gottheit ist wohlbeleibt, lacht und besitzt dicke Ohrläppchen. Auf dem Kopf trägt Daikokuten eine nach hinten umgeschlagene Mütze. Mit der Linken schultert er seinen Sack mit Reichtümern. Es wird gesagt, daß die Statue von Kobo Daishi angefertigt worden sein soll.


Rundgang und Beschreibung: die Gebäude der Westseite
Hinter dem Daikoku-dou kann man zwei Wege wählen: Der linke Weg führt über eine Treppe hinab zum Kaizandou, der Gründerhalle, in der der Tempelgründer Tokudou Shounin verehrt wird. An jedem zweiten Tag im Monat wird hier zu seinen Ehren ein Erinnerungs-Gottesdienst abgehalten. Das quadratische Gebäude mit Pyramidendach steht tief im Hangeinschnitt unter dichten Bäumen. Hier befinden sich auch die Andachtsobjekte jeder einzelnen Station des Saigoku-san-juu-san-sho-Pilgerwegs. Der rechte Weg, rechts am Daikoku-do vorbei, führt weiter hangaufwärts, und bald passiert man das Gebäude Gokusho, eine Halle zur Darbringung von Opfern, und dann folgt die Halle Kobo Daishi Mieido (Koubou Daishi Mieidou), eine Halle zur Verehrung von Kobo Daishi (Kuukai, 774-835), dem Begründer des Shingon-Buddhismus. Diese Halle wurde erst 1984 erbaut (Showa 59), aus Anlaß des 1150sten Todestages des berühmten Priesters. Das Bauwerk besteht komplett aus Zypressenholz. Am 21. Tag jedes Monats wird hier ein Erinnerungs-Gottesdienst zu Ehren von Koubou Daishi abgehalten. Am 21. März ist es besonderer Erinnerungskult, der "Koubou-Daishi-Shoumieku" genannt wird. Im Jahreszyklus wird noch ein weiteres Fest zu Ehren von Koubou Daishi begangen, am 15. Juni "Koubou-Daishi-Tanjoue", sein Geburtstag (Tanjoubi).

Danach folgt man dem Weg im Bogen nach Süden auf den westlichen Berghang. Tief unter dem Weg blickt man auf den Kaizandou. Ca.  55 m südlich der Halle für Kobo Daishi kommt man zum Moto-hasedera. Das wird mit einem Kanji geschrieben, das sowohl hon = Buch als auch moto = Wurzel, Ursprung bedeutet. Und das ist hier gemeint, denn diese kleine schöne Halle aus dunklem Holz steht genau dort, wo sich der allererste Ursprungstempel des Hasedera befand, hier nahm die bauliche Entwicklung der Anlage ihren Ausgang, hier baute einst der Tempelgründer Domyo Shonin (Doumyou Shounin) sein erstes Gebäude. Im Jahre 686 (Akamidori 1) ließ er eine Bronzetafel anfertigen mit einer Darstellung der Hokke-Sutra und hier zur Verehrung aufstellen, um hier für die Genesung des kranken Kaisers Temmu zu beten (Douban hokke sessou zu, Kondou hokke sessou zu). Diese Nara-zeitliche Tafel mißt 84 x 75 cm und ist in drei Zonen geteilt, die obere Zone werden zwei Buddha-Triaden von unzähligen kleinen Buddhas umgeben, in der mittleren Zone steht eine hexagonale, dreistöckige Pagode zwischen zwei Buddhas auf Lotus-Thronen, in der untersten Zone flankieren zwei Wächtergottheiten eine 27zeilige Inschrift. Sie ist heute als Nationalschatz eingestuft und befindet sich als Leihgabe im Nationalmuseum Nara.

Etwas höher am Hang steht auf einer terrassierten Freifläche der Sutrenspeicher (Kyozo, Kyouzou), ein quadratisches Gebäude auf 3 x 3 Ken mit Pyramidendach. In der breiten Mitteleinheit befindet sich eine Doppeltür, an den beiden Seiteneinheiten befindet sich je ein glockenförmiges und verstäbtes Fenster, so jedenfalls an drei Seiten; hangseitig fallen die Fenster weg, die Rückwand ist dort einfach mit Holzbrettern verkleidet, aber auch dort gibt es die doppelflügelige Mitteltür. Unter dem Dachansatz ist der oberste Wandabschnitt mit Holzbrettern gestaltet, die dicht nebeneinander gewellte Schlitze zum Lüften enthalten, es können keine Vögel eindringen, aber die Luft kann ungehindert zirkulieren, um Schimmelbildung zu vermeiden. Wenn man durch die verglasten Fenster hineinspäht, sieht man im Inneren eine riesige, vertikal aufgestellte, sechseckige Trommel, ein um eine vertikale Achse drehbares Bücherregal. Dieses heißt Rinzo (Rinzou) oder Kaiten Rinzo (Kaiten Rinzou). In den einzelnen Regalen befinden sich Schubladen, in denen die Sutras liegen, insgesamt ein kompletter Satz der buddhistischen Schriften (Issai-kyo). Das drehbare Regal ist schwarz lackiert mit roten Schubladenkanten und roten Akzentuierungen in der Dachkonstruktion mit seinen Miniatur-Klammerkonstruktionen.

In unmittelbarer Nachbarschaft steht in exponierter Lage an der nächsten Wegbiegung die fünfstöckige Pagode (Go-ju-no-to, Go-juu-no-tou, go = 5, juu = Stockwerk, no = Zugehörigkeitspartikel, tou = Turm). Sie basiert auf einem 4 x 4 Pfosten- bzw. 3 x 3 Ken-Schema. Die Dächer sind mit Holzschindeln aus brauner Zypressenrinde gedeckt. Die Holzbalken sind rotbraun gestrichen, die Balkenköpfe golden. Auf jeder der oberen Etagen gibt es eine kleine Geländerbrüstung rings um den äußeren Umgang. Die Pagode ist relativ neu und wurde erst 1954 (Showa 29) gebaut. Weil sie die erste nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete fünfstöckige Pagode war, wird sie auch "Showa-Pagode" genannt. Früher gab es südlich davon eine zweite, kleinere und nur dreistöckige Pagode (San-ju-no-to), von der aber nur noch der Fundamentsockel erhalten geblieben ist.

Der Weg biegt hier nach Westen ab, und nördlich des Weges folgen nun etliche Grabpagoden des historischen Friedhofs. Dort befindet sich eine weitere Halle mit quadratischem Grundriß, einem 3 x 3 Ken-Schema und mit Pyramidendach, das ist der Nokotsu-do (Noukotsu-dou, Beinhaus), eine Gedenkstätte für verstorbene Vorfahren, in der unzählige vergoldete Miniaturstelen mit Namen darauf rechts und links des zentralen Kultbildes (Jizo Bosatsu) auf mehreren Regalböden aufgestellt sind. Am Ende eines jeden Monats wird hier ein Gottesdienst abgehalten. Im Hasedera finden im Jahreszyklus mehrere Zeremonien zum Gedenken an Verstorbene statt, so an der Frühlings- und Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche jeweils "Higane", am 13.-15. August "Urabone". An dieser Stelle führt ein gerader Weg hangabwärts zum nicht für Besucher zugänglichen Subtempel Hongan-in, der nach wie vor als Priesterwohnung dient.


Rundgang und Beschreibung: Bodai-in und Honbo
Vom Nokotsu-do aus kann man weiter durch das Renge-Tal nach Süden gehen, um nach ca. 120 m zu einer weiteren kleinen Gebäudegruppe zu gelangen. Dieser Okunoin (inneres Heiligtum) hat im Westen eine quadratische Halle, die Okunoin Kogyo Daishi Soshido (Okunoin Kougyou Daishi Soshidou, Kougyou Daishi-dou) genannt wird und wo die Erinnerung an Kogyo Daishi (1095-1143) gepflegt wird. Dieser Mönch, der auch unter dem Namen Kakuban bekannt ist, war ein wichtiger Vertrete der Shingon-Richtung, der als Reformer antrat, als Hauptpriester (Zasu) des Kongoubu-ji auf dem Koya-san einen großen, mit Gewalt ausgetragenen Konflikt hervorrief und letztlich zur Spaltung (Schisma) in Alte Shingon-Schule (Kogi Shingon-shuu) und Neue Shingon-Schule (Shingi Shingon-shuu) führte. Die Richtung Buzan-ha, deren Kopf der Hase-dera ist, gehört zur Neuen Shingon-Lehre. Im Jahreszyklus wird am 17. Juni "Kougyou-Daishi-Tanjoue" begangen, sein Geburtstag (Tanjoubi), und am 12. Dezember das Fest "Dharanie". Das Gebäude wurde 1992 anläßlich des 850. Todestages komplett auseinandergebaut, restauriert und wieder zusammengesetzt. Auf dem Dach sieht man an der Spitze ein Juwel. Gleich anschließend an dieses Gebäude steht die Halle Okunoin Dharani-dou, mit einem höheren Hauptteil unter einem Satteldach und zwei niedrigeren, symmetrisch angesetzten Seiten-Kompartimenten. Eine Dharani ist ein bei den esoterischen buddhistischen Schulen beliebtes Schriftstück, das in meist symbolischer Weise die Quintessenz einer Lehre enthält, also so etwas wie ein Mantra, nur viel länger. Es ist also ein Text, der nicht wegen seines wörtlichen Inhalts, sondern wegen seiner magischen Gesamtbedeutung rezitiert wird. So etwas wird als Meditationshilfsmittel eingesetzt. Das Gebäude wurde 1651 errichtet und aus Anlaß des 850. Todestages des Heiligen zerlegt, restauriert und wiederaufgebaut. Beide Gebäude bilden zusammen einen Subtempel (Tatchu), wobei die Halle Kogyo-Daishi-do einen Shodo (Shoudo) und die andere, der Andacht dienende Halle einen Raido (Raidou) bildet. Beide zusammen werden Bodai-in genannt. Nordwestlich dieser beiden Gebäude sind weitere steinerne Grab- und Erinnerungspagoden zu sehen, darunter für den Priester Sennyo der Buzan-Schule und für Toyotomi Hidenaga, welcher dem Priester Sennyo Soujou 1588 den Hasedera als neue Heimstatt anbot.

Von dort kommt man an mehreren Trainingshallen (Byakushinryou) weiter ins Tal, wo man mehrere Möglichkeiten zur Fortsetzung des Rundgangs hat: Nach links kommt man nordwärts am Baishin-in vorbei zu einer sechseckigen Halle in Blockbauweise (Rokkaku-dou, Halle des sechseckigen Pavillons) zur Aufbewahrung von heiligen Schriften (Sutra). Gegenüber liegt der Honkon Kojirin. Dahinter knickt der Weg ab und führt am Hongan-in vorbei letztendlich wieder zur Gründerhalle (Kaizan-dou). Oder man geht geradeaus die lange Treppe zwischen Baishin-in und Shouwaryou hindurch und landet beim untersten Teilstück des ansteigenden Korridors. Oder man geht erst nach rechts am Kanki-in vorbei und wirft einen Blick auf das malerische Teehaus (Chashitsu) namens Kasou-an. Dort kann man nach links (Nordosten) abbiegen und kommt am Tickethäuschen raus. Oder man wendet sich nach ganz rechts und kommt man wenigen Metern zu einem Tempeltor, durch das man den Honbo betritt, eine eigenständige größere Gebäudegruppe mit einem großen Vortragssaal (Daikodo, Dai-koudou, Auditorium), wo praktische (Jisou) und theoretische (Kyousou) Lehrweise stattfinden, und dem Tempelverwaltungsbüro rechts daneben. Diese Gebäudegruppe entstand im Jahre 1667 (Kanbun 7) dank einer großzügigen Zuwendung des Tokugawa-Shogunats, brannte 1911 (Meiji 44) vollständig ab und wurde 1924 (Taisho 13) wiederaufgebaut, ganz aus Zypressenholz. Wegen der hohen Qualität und Schönheit wurde dieses Gebäude 2014 (Heisei 26) als wichtiges Kulturgut klassifiziert und unter Schutz gestellt. Der Zugang wird von einem Vordach mit geschweiftem Giebel (Karahafu) geschützt, mittig zwischen beiden Hauptgebäuden angeordnet. Außerdem gibt es hier eine Halle Gomado und die Wohnquartiere für die Priester. Von diesem Bereich führt der Weg jedoch nicht weiter, man muß zur genannten Wegekreuzung zurück und kann dann eine der anderen genannten Besichtigungsrouten weiter verfolgen.


Kunstschätze des Tempels
Zu den Nationalschätzen gehören:

Zu den wichtigen Kulturgütern gehören:

Zu den Kulturgütern der Präfektur Nara gehört:


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.5352758,135.9070119,17z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@34.5352758,135.9070119,452m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Nara-Yamato-vier-Tempel-Pilgerweg:
https://www.nara-yamato.com/ - https://www.nara-yamato.com/en/
Uhoudouji auf JAANUS:
https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/u/uhoudouji.htm
Drachenkönige Ryuuou auf JAANUS:
https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/r/ryuu.htm
Honjibutsu auf JAANUS:
https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/h/honjibutsu.htm
Liste der Nationalschätze:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(temples) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(crafts:_others) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(writings:_others) 
Webseite des Tempels:
https://www.hasedera.or.jp/
Besucherfaltblatt des Tempels, online:
https://www.hasedera.or.jp/dc/English_345_0.pdf
Dharani:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dharani
Kogyo Daishi:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kakuban
Hasedera auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hase-dera_(Sakurai) - https://en.wikipedia.org/wiki/Hase-dera
Webseite der Buzan-ha:
http://www.buzan.or.jp/
Photos auf Tale of Genji:
http://www.taleofgenji.org/hase.html
Hasedera auf Japan Travel:
https://www.japan.travel/de/spot/2297/ - https://en.japantravel.com/nara/miracle-working-kannon-at-hase-dera/13208
Hasedera auf Japan Guide:
https://www.japan-guide.com/e/e4186.html
Cees Nooteboom, Simone Sassen: Saigoku - Auf Japans Pilgerweg der 33 Tempel, Schirmer Mosel, 1. Auflage 2013, ISBN-10: 3829606435, ISBN-13: 978-3829606431, S. 64-71 (enttäuschend, leider nur substanzloses Geschwafel und keinerlei Erklärung des Tempels)
Hasedera auf Visit Nara:
https://www.visitnara.jp/destinations/destination/hasedera/
virtueller Besuch auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=dsB3AsDhLo0 - https://www.youtube.com/watch?v=duu7PSxVmTg - https://www.youtube.com/watch?v=5ebe0r0_Tfc - https://www.youtube.com/watch?v=rlkqa95T81M
Im Tempel gekaufter zweisprachiger Tempelführer, hrsg. vom Hasedera, 2019


Hasedera, Teil (2):vom Eingang über den Fumon-in bis zum Niomon - Hasedera, Teil (3): der steile Korridor nach oben - Hasedera, Teil (4): Zao-do, das letzte Stück Korridor und der Glockenturm - Hasedera, Teil (5): Hondo (Haupthalle) - Hasedera, Teil (6): Hauptebene, nördliche und östliche Bauwerke: Aizendo, Sansha-gongen und Noman-in - Hasedera, Teil (7): von der Haupthalle nach Westen: Daikokudo, Gokusho, Kaizando, Kobo Daishi Mieido und Kyozo - Hasedera, Teil (8): Bauten am Westhang: Gojunoto, Motohasedera, Nokotsudo - Hasedera, Teil (9): Bauten am Westhang: Okunoin Soshido, Okunoin Dharanido, Honbo, Chashitsu Kaso-an

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