Bernhard Peter
Ladakh
Diskit: Ein Kloster wie ein Adlerhorst (1)

Öllampen im Kloster Diskit, Lichtstudie

Auf einem Ausläufer der Nordwestseite der Ladakh-Kette erhebt sich Kloster Diskit, auf zwei Seiten direkt über einer Felswand. Mit knapp 600 Jahren ist es das älteste Kloster der Region zwischen Ladakh- und Karakorumkette. Der Ort Diskit selbst hat nicht viel zu bieten, aber das Kloster ist absolut sehenswert. Vor allem seine Lage macht es einzigartig; wie ein Adlerhorst klebt es an steilem Felshang. Hier ist wirklich kein Platz für zwei Gebäude hintereinander auf der selben Ebene. Alles ist in Etagen übereinander gestaffelt, so daß alle Funktionsbauten wie auf einem schräggehaltenen Präsentierteller zu sehen sind, Mönchswohnungen, Tor-Tschörten, kubische Kammern mit um eine vertikale Achse zu drehenden Gebetstrommeln, Tempelhof für die Mysterienspiele, Gonkhang (Schutzgottheitentempel), Dukhang (Versammlungsraum), alles malerisch übereinander gestaffelt. Diskit untersteht spirituell dem Kloster Thikse und ist ein Gelbmützenkloster (Gelugpa).

Weiß gestrichene Tschörten unterschiedlicher Größe säumen den gewundenen Weg zum Kloster.

Die steile Stiege führt durch die Mönchsbehausungen, die tiefer am Hang liegen als die eigentlichen Sakralräume, vorbei an zwei gewaltigen Gebetstrommeln, die in kubischen Gehäusen aufgestellt sind und beim Vorbeigehen in Rotation im Uhrzeigersinn versetzt werden. Der Klang einer Glocke begleitet die Drehung. Die Zylinder sind mit Papierstreifen gefüllt, auf denen heilige Verse stehen. Durch die Drehung vervielfacht sich die segensreiche Wirkung der Texte.

Neben dem Tordurchgang lädt ein weiterer Gebetszylinder zum Drehen ein. Direkt über dem Durchgang eine Tschörten-Dreiergruppe.

Vom Klosterhof geht der Blick steil nach oben zu den sich am Berghang staffelnden Sakralgebäuden. Von der langgezogenen Galerie aus kann man den Mysterienspielen zuschauen. Die Rückseite der Galerie ist wie allgemein üblich mit den acht Glückssymbolen (Astamangala) des Buddhismus bemalt: Der Schirm (Sankrit: Chattra), der vor allem Übel und vor negativen Einflüssen schützt, die Lotosblüte (Sankrit: Padma), die für harmonische Entfaltung der Vergeistigung und die Reinheit des Geistes des Erleuchteten steht, die zwei symmetrisch einander zugewandten gekrümmten Fische (Sankrit: Suvarnamatsya), die für das Entweichen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) stehen, viertens das rechtsdrehende weiße Muschelhorn (Sankrit: Dakshinavartashankha, eigentlich ein Schneckengehäuse), welches in den Klöstern auch zum Erzeugen von Tönen verwendet wird, das den Ruhm der Lehre verkündet, fünftens das Lebenswasser (Amrita) in einem tuchgeschmückten Weihwassergefäß (Sankrit: Kalasha, auch Schatzvase genannt), das Todlosigkeit bringt, nächstens das mehrstufige Rundbanner, die Siegesstandarte (Sankrit: Dhvaja) des Buddhismus, die Zeichen für die Überwindung der Unwissenheit durch die buddhistische Lehre ist, siebtens das Rad (Sankrit: Chakra, Dharma-Rad) der buddhistischen Lehre, wobei die acht Speichen für den achtfachen Pfad stehen, und achtens der unendliche Knoten (Sankrit: Shrivatsa), ohne Anfang und Ende Symbol für Unendlichkeit (der Erkenntnis der Lehre) und für die Verbundenheit und Verwobenheit aller existierenden Dinge, dadurch auch an das Gesetz von Ursache und Wirkung erinnernd.

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