Bernhard Peter
Götterindex Indiens - alphabetisches Verzeichnis mythologischer Gestalten: Buchstabe I

Indra: höchster vedischer Gott, souverän und allmächtig, Hauptgottheit in der Rigveda, Held der Veden, König der Götter (Devas), Gott des Krieges, des Sturmes und des Donners, Herr des Himmelszeltes, des Regens sowie damit verbunden der Gott der Fruchtbarkeit. Er versammelt in sich alle lebenswichtigen und schöpferischen Energien. Er ist der Befreier der Rinder, die die Feinde der Nomaden der vedischen Frühzeit, die Dämonen, stahlen und entführten. Dem Glauben nach bekämpfte und vertrieb Indra die Dämonen der Dürre nach Einnahme des Saftes Soma mit seinem Donnerkeil Vajra bzw. Vajrayudha (Blitz) und Kriegsgebrüll (Donner). Der anschließende Regen war Zeichen des Sieges. Indra steht an der Spitze der späteren vedischen Göttergeneration der Devas. Er war Verteidiger der Götter und Menschen gegen die Mächte des Bösen. Auch die anderen Götter fragten gerne um seine Hilfe an, wenn es einen Kampf zu führen galt. Indra führte die nomadischen Arier zum Sieg über die Einheimischen im neuen Land. Indra war im vedischen Zeitalter der Gott der natürlichen Elemente wie Regen, Blitz und Donner. Der Legende nach stahl der Asura Vritra in Form eines mächtigen Drachens das Wasser der Welt. Indra besiegte erst dessen 99 Festungen, dann Vritra, den Drachen, selbst. Als Indra den Dämon aufschlitzte, fiel wieder Regen vom Himmel. Indra hat viele Titel wie Sakra ("der Mächtige"), Vajri ("der Donnerer"), Purandara ("der Städtezerstörer"), Meghavahana ("Der Wolkenreiter"), und Svargapati ("der Herr des Himmels"). Geboren von der göttlichen Mutter Aditi und Sohn des Kashjapa oder vom Himmelsgott Dyaus Pita und der Erdgöttin Prthivi. Gatte der Salshi oder der Indrani. Seine Söhne sind Arjuna, Jayanta, Midhusa, Rbhus, Rsabha und Sitragupta. Indras Reittier ist der Elefant Airavata. Alternativ fährt Indra auf einem von seinem Freund Matali gelenkten Wagen (mit (zehn)tausend Pferden bespannt) über den Himmel (beachte die Analogie zu einem Sonnengott). Indra, ist schnell - die Geschwindigkeit seines Gefährts geht über die der Gedanken hinaus. Er symbolisiert mentale Kraft und repräsentiert erleuchtetes Denken. Seine Waffe ist Vajra (der Schreckliche“), das sind Blitz und Donner, die er in seinen Händen hält. Im Kampf benutzt er aber auch Bogen und Keule als Waffen. Indra wird mit rötlichem Teint dargestellt sowie mit 2 oder vier langen Armen. Svarga ist Indras Himmel, in den Wolken, die den Gipfel des Weltenberges Meru umgeben. Auf Indras Befehl konnte sich dieser Himmel überall hinbewegen, wo er hin wollte. In Svarga ist eine riesige Halle für die im Kampf gefallenen Krieger. Indra und seine Gemahlin Indrani regierten dieses Krieger-Paradies, Apsaras tanzten, während die Gandharven die Musik dazu machten. Nach einer anderen Darstellung liegt auf dem Berg Mandara Indras Residenz: Die Stadt Amarvati birgt seinen von Nandana umgebenen Palast. Seine Diener sind die 180 Maruts, Götter der wilden Winde. Die Kriegerkaste der Kshattria verehrte Indra als Kriegsgott. In brahmanischer Zeit verlor Indra an Ansehen und Macht. Der Gott ist leicht angeberisch veranlagt und hört sich gerne reden, er ist recht gesellig, ein zünftiges Trinkgelage mit Soma lehnt er nie ab.
Im Laufe der Zeit bröckelte die Machtposition des vedischen Gottes Indra und Vishnu und Shiva traten als machtvolle Hauptgötter in den Vordergrund. Insbesondere an Vishnu verlor Indra seine Macht. Im Gegensatz zu Prajapati-Brahma oder Rudra-Shiva findet aber keine Wandlung der Identität statt. Indra fällt, und neben ihm beginnt der kometenhafte Aufstieg von Vishnu, der viele Funktionen von Indra übernahm, wie z. B. die Zuständigkeit für den Erhalt der Schöpfung, wozu er mehrfach inkarnierte. Wenn jetzt die Geschichte mit Vritra erzählt wird, ist Indra eher schwach und feige und braucht die Hilfe der neuen Hochgötter Shiva und Vishnu, um den Drachen zu erschlagen. Auch waren seine Stürme nicht mehr so mächtig wie früher, z. B. war Krishna immun gegen Indras Wetterleuchterei - Krishna hob einfach mit seinem kleinen Finger einen ganzen Berg als Regenschirm an, worunter Tiere und Menschen Schutz fanden. Indra wurde zusehens schwächer und mußte immer öfter Vishnu um Hilfe bitten, wenn er von Dämonen angegriffen wurde. Vielleicht lag das alles auch daran, daß Indra ein begeisterter Soma-Trinker war, natürlich, um Kräfte für seine Kämpfte zu erlangen, aber immer öfter nur, um trunken zu werden. Im heutigen Hinduismus bekleidet Indra die Rolle als Wächter über die östliche Himmelsrichtung.

Isana: Herrscher – Eigenschaft Shivas

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